Äthiopische Superheldinnen: Mit Zeichentrickfilmen gegen Tabus
«Es ist nicht fair, dass die Hälfte der Bevölkerung anders behandelt wird», sagt Bruktawit Tigabu, die Macherin von «Tibeb Girls». «Und das müssen Kinder lernen.»
Eine Mischung aus Tradition, Armut und mangelnder Bildung führt dazu, dass in dem ostafrikanischen Land mit mehr als 100 Millionen Einwohnern Mädchen und Frauen stark benachteiligt sind. Viele gehen, wenn überhaupt, nur wenige Jahre in die Schule, wie Tigabu erklärt. Sie müssen danach zuhause oder auf dem Feld helfen, was oftmals schwere Arbeit ist.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Äthiopierin will mit ihrem Comic auf ein gesellschaftliches Problem ihres Landes aufmerksam machen.
- Es geht um die Benachteiligung von Mädchen.
- In Äthiopien heiraten fast zwei Drittel aller Frauen vor dem 18. Lebensjahr.
Fikir spürt ein Stechen im Herzen. Irgendwo in der Nähe braucht ein Mädchen dringend Hilfe, das weiss sie. In Windeseile verwandeln sich Fikir und ihre zwei Freundinnen in Superheldinnen. Die Äthiopierinnen tragen traditionelle weisse Kleider, bunte Umhänge und – wie es sich für Superhelden gehört – Masken. Hand in Hand fliegen sie durch die Luft, um die zwölf Jahre alte Schulkameradin Hanna vor ihrem bitteren Schicksal zu bewahren – der Kinderheirat.
Die Heldinnen der Zeichentrickserie «Tibeb Girls» sind junge, afrikanische Mädchen. Sie springen nicht von Wolkenkratzern oder durch Schützengräben, sondern leben in einem Dorf in Äthiopien. Und sie bekämpfen keine Kriminellen oder Kriegsgötter, sondern die Benachteiligung und Misshandlung von Mädchen.
Kinderheirat
Ein grosses Problem ist zudem die Kinderheirat. Fast zwei Drittel der Frauen heiraten nach DHS-Angaben vor ihrem 18. Lebensjahr. Eigentlich sei eine Ehe gesetzlich erst ab 18 erlaubt, sagt Eshetu Alemu von der Organisation World Vision. Doch dies durchzusetzen sei schwer.
Die meisten Familien können die Schulkosten der Kinder nicht bezahlen, wie Alemu erklärt. Demnach werden Töchter dann oft früh verheiratet, um die finanzielle Belastung für die Familie zu reduzieren.
Das will Tigabu mithilfe ihres Comics ändern.