Masterplan für zukunftsfähige Ideen

«Noch während des Wirtschaftsgymnasiums waren Unternehmen für mich einfach da. Wie sie entstehen und dass man selbst ein solches gründen kann – auch ohne dickes Bankkonto – war mir ohne familiäre Vorbilder lange nicht klar», erinnert sich Susan Müller.
Heute ist sie diplomierte Betriebswirtin, hat ihren MBA an der University of Pittsburgh gemacht und an der Universität St. Gallen in Wirtschaftswissenschaften promoviert. Früh merkte sie, dass sie sich stärker fürs Neue als für die Optimierung von Bestehendem interessierte.
Vor allem dafür, wie Unternehmen so gestaltet werden können, dass sie sowohl finanziellen als auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Seit 2020 arbeitet sie an der BFH Wirtschaft in Bern, wo sie den neuen Masterstudiengang «Entrepreneurship & Business Innovation» verantwortet.
Unternehmertum kann man lernen
Das Bild vom geborenen Unternehmenden hält sich hartnäckig, allerdings zu Unrecht, wie Susan Müller betont: «Die Forschung zeigt, dass durch gezieltes Lernen weit mehr bewirkt werden kann, als wir oft glauben. Unternehmerische Kompetenzen lassen sich trainieren und gezielt weiterentwickeln – selbst ein komplexes Verhaltensmerkmal wie ‚Eigeninitiative‘».
Zudem müssen Unternehmende nicht alles selbst stemmen. Was sie jedoch können müssen: Andere überzeugen. Sei es das eigene Team, Kunden oder Geldgeber. Kommunikations- und Motivationsfähigkeiten sind deshalb entscheidend.
Weitere Studieninhalte sind die Problemanalyse, das Verstehen von Kundenbedürfnissen, die Entwicklung von Geschäftsmodellen sowie Wissen in Marketing, Sales und Finanzen. Das verbinde alle Unternehmenden miteinander – egal ob sie ein Unternehmen gründen oder innerhalb eines Unternehmens als sogenannte «Intrapreneure» aktiv sind.
Für den neuen Masterstudiengang war Susan Müller und ihrem Team denn auch wichtig, dass die Teilnehmenden aktiv und praxisnah lernen. «Ein strukturierter Lernprozess ist zentral: ausprobieren, reflektieren, scheitern, erneut versuchen und daraus lernen.»
Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit
Seit gut 20 Jahren beschäftigt sich Susan Müller inzwischen mit dem Unternehmertun – wie hat sich dieses verändert? «Die Menschen möchten zunehmend etwas Sinngebendes, Wirkungsorientiertes tun. Daher spielt auch das Thema Nachhaltigkeit meist eine wichtige Rolle», fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Aber gerade mit der Nachhaltigkeit sei das so eine Sache: «Eine Fahrt mit dem E-Bike ist nur dann ökologisch sinnvoller als der Status quo, wenn sie eine mit dem Auto ersetzt. Wenn man hingegen den Weg früher zu Fuss gegangen ist, ist das E-Bike keine ökologischere Alternative.»
Zudem sei in den letzten Jahren das Bewusstsein gestiegen, dass nachhaltige Jungunternehmen nur dann zu einer echten Transformation beitragen können, wenn irgendwann grosse Player nachziehen und Regulierungen angepasst würden. Echte Transformation brauche viele Akteure.
Zusammen Neues entwickeln
Zunehmend wichtiger werde die Fähigkeit, gemeinsam Neues zu gestalten. «Vielleicht hat jemand im Labor eine Entdeckung gemacht, sieht sich aber nicht als CEO. Dann braucht es passende Mitgründende, Unterstützungsmöglichkeiten und den richtigen Rahmen.»
Im neuen Masterstudiengang erhalten Studierende deshalb auch individuelles Coaching. «Besonders freuen wir uns über die Herkunfts-Vielfalt unter den bisherigen Anmeldungen: Technik, Naturwissenschaften, Kunst oder BWL.
Die Studierenden kommen aus der Schweiz, der EU und darüber hinaus. Durch diese Diversität lernen die Teilnehmenden viel voneinander.»
Bis Ende Juli anmelden
Am 1. September 2025 startet der neue Masterstudiengang. Anmelden kann man sich noch bis Ende Juli. «Bewerben kann sich, wer eine unternehmerische Idee hat; entweder für ein eigenes Unternehmen oder eine Idee, die innerhalb eines bestehenden Unternehmens umgesetzt wird. Ein BWL-Hintergrund ist dabei nicht zwingend. Man kann die fehlenden Credits nachholen. Unser Studiengang ist für alle Branchen und Menschen jeden Alters offen», meint Susan Müller.
«Je vielfältiger, desto besser!» Ausserdem sei der Lehrgang sehr flexibel aufgebaut, so dass man daneben auch weiterhin arbeiten könne. «Wir empfehlen ein Pensum von maximal 50 Prozent, so dass genügend Zeit für das Studium bleibt.» An Blöcken von vier mal drei Tagen pro Semester ist man am Campus im Marzili anwesend, ansonsten ist es ein Online-Selbststudium.
Das Beste aus zwei Welten
Susan Müller fasst ihre Vision so zusammen: «Ich möchte das Beste aus einem Accelerator-Programm, also einem Unterstützungsprogramm für junge Unternehmen, und einer Hochschule vereinen: Studierende werden gezielt dabei unterstützt, eine eigene unternehmerische Idee umzusetzen. Gleichzeitig sorgen wir als Hochschule für eine fundierte Ausbildung und fördern die Entwicklung unternehmerischer Persönlichkeiten, die ihre Geschäftsideen wertebasiert und zukunftsorientiert weiterentwickeln wollen. Wir möchten, dass unsere Studierenden mithelfen, Wirtschaft und Gesellschaft positiv zu gestalten.»