Körperliche Aktivität: Jeder vierte Erwachsene bewegt sich zu wenig

Das Wichtigste in Kürze
- Über 25 Prozent der Erwachsenen und 80 Prozent der Jugendlichen bewegen sich zu wenig.
- In ihren neuen Richtlinien schreibt die WHO: Während Corona zählt jede Bewegung.
- Für Erwachsene empfiehlt die WHO jede Woche min. zweieinhalb bis fünf Stunden Bewegung.
- Wenn Menschen aktiver sind, könnten weltweit fünf Millionen Todesfälle verhindert werden.
Sich fit halten mit Laufen, Schwimmen, Radeln. Das rät die Weltgesundheitsorganisation. Doch wichtig sei auch, die Muskeln zu kräftigen. Daran denken nur wenige Menschen.
Über 25 Prozent der Erwachsenen und rund 80 Prozent der Jugendlichen bewegen sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht genug.
Auch in Zeiten von Corona-Lockdowns sei sportliche Betätigung wichtig, schreibt die WHO in ihren neuen Richtlinien zu körperliche Aktivität: «Jede Bewegung zählt», so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. «Wir müssen uns alle jeden Tag bewegen, auf sichere und kreative Weise.»

Für Erwachsene empfiehlt die WHO jede Woche mindestens zweieinhalb bis fünf Stunden Bewegung. Das sind rechnerisch im Schnitt mindestens 21 Minuten pro Tag. Das gelte auch für über 65-Jährige und Menschen, die mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen leben. Einen zusätzlichen Gesundheitseffekt habe es für Erwachsene, an mindestens zwei Tagen in der Woche die Muskeln zu trainieren.
Kinder und Jugendliche sollten intensiv Trainieren
Für Kinder und Jugendliche seien sogar 60 Minuten Bewegung täglich angebracht. Darunter sollten sie an drei Tagen pro Woche ein intensives Training absolvieren.
Menschen ab 65 sollten laut WHO möglichst an mindestens drei Tagen Gleichgewicht und Koordination trainieren. Und an mindestens zwei Tagen ihre Muskelkraft stärken, um Stürze zu vermeiden.

Nach Schätzungen der WHO könnten im Jahr weltweit fünf Millionen vorzeitige Todesfälle verhindert werden, wenn Menschen körperlich aktiver seien. Mangelnde Bewegung und die daraus resultierenden Krankheiten kosteten Gesundheitssysteme weltweit 54 Milliarden Dollar (45 Mrd Euro) im Jahr. Regelmässige Bewegung trage dazu bei, Herzkrankheiten, Diabetes Typ II und Krebs vorzubeugen. Sie könne Symptome von Depression und Angst mildern, einen Abbau der geistigen Fähigkeiten verlangsamen und das Gedächtnis verbessern.
Besonders wenig Sport in Südosteuropa
Nicht einmal ein Fünftel aller Europäer kommen auf den empfohlenen Trainingsumfang mindestens zwei Tagen pro Woche für den Muskelaufbau. Das zeigt eine zeitgleich im Fachjournal «PLOS ONE» veröffentlichte Studie. Besonders wenig wird demnach in Südosteuropa gesportelt, Deutschland befindet sich auf Platz 6 der 28 untersuchten Länder.

Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen, Gewichtstraining mit Hanteln oder an Geräten dienen dem Aufbau und Erhalt von Muskeln. Mehr und mehr Studien legen nahe, dass ein derartiges Krafttraining mindestens genauso wichtig für die Gesundheit ist wie Ausdauertrainings. So wurden regelmässige Muskelaufbau-Übungen unter anderem mit einem geringeren Risiko für Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Körperliche Aktivität für Muskelaufbau
Entsprechend heisst es auch in den Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung von Deutschland neben dem Rat zu anderem Sport: «Erwachsene sollten zusätzlich muskelkräftigende körperliche Aktivität an mindestens zwei Tagen pro Woche durchführen.»
Die Studie der australischen Universität von Southern Queensland zeigt jedoch, dass die wenigsten Erwachsenen in Europa dieser Empfehlung folgen. So analysierte ein Team um Jason Bennie 280.600 Datensätze einer europäischen Gesundheitsumfrage, die 2013 und 2014 in allen EU-Mitgliedsländern sowie Island und Norwegen erfolgt war. Belgien und die Niederlande wurden mangels Daten nicht berücksichtigt.
Nordländer sind die fleissigsten
Ergebnis: Gerade einmal 17,3 Prozent der Befragten gaben an, zwei oder mehr Tage pro Woche Krafttraining zu betreiben. Die emsigsten Sportler gab es dabei im Norden (Island, Schweden, Dänemark). Die niedrigsten Zahlen im Südosten (Rumänien, Malta, Zypern) sowie Polen und Kroatien. Wie lange das jeweilige Training dauerte, wurde nicht gefragt.