Der Permafrost in den Bergen taut so schnell wie nie zuvor, mit Rekordwerten bei Temperatur und Auftauschichten, wie aktuelle Daten zeigen.
Schweizer Alpen
In den Schweizer Bergen taut der Permafrost schneller denn je – mit Höchstwerten bei Temperaturen und Auftauschichten. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz schreitet das Tauen des Permafrosts rasant voran.
  • Auch die Permafrost-Temperaturen erreichten Rekordwerte.
  • Die Veränderungen beeinträchtigen die Stabilität gefrorener Berghänge.
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Der Permafrost in den Schweizer Bergen taut immer schneller. Die neuesten Daten des Schweizer Permafrostmessnetzes Permos zeigen: Noch nie waren die aufgetauten obersten Permafrostschichten so dick wie im letzten Jahr.

Auch die Temperaturen des Permafrosts erreichten an allen Messstationen neue Rekordwerte. Die Veränderungen des Permafrosts beeinflussen die Stabilität der Berghänge. Das teilte die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) am Dienstag mit. Das sei für die Planung von Naturgefahren und Infrastrukturen im Hochgebirge von grosser Bedeutung.

Der Permafrost ist einer von mehreren Faktoren, die die Stabilität gefrorener Berghänge beeinflussen. Das erklärte Jeannette Nötzli vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein Fels- oder Bergsturz wie in Blatten benötigt bestimmte Voraussetzungen. Dazu gehören geologische und topografische Faktoren, erklärt die Forscherin.

25 Jahre Permos zeigen deutlichen Eisverlust

Als Permafrost wird ständig gefrorener Boden bezeichnet, der in der Schweiz etwa fünf Prozent der Landesfläche bedeckt. Im Rahmen von Permos werden seit 25 Jahren Messungen zum Permafrost durchgeführt.

In diesem Zeitraum haben sich die Permafrostveränderungen in den Schweizer Alpen laut der Akademie beschleunigt. Insgesamt hat im letzten Vierteljahrhundert der Bodeneisgehalt im Permafrost deutlich abgenommen.

Permafrost
In den letzten zehn Jahren ist die Temperatur des Permafrosts in zehn Metern Tiefe gestiegen. (Archivbild)
Erwärmung
Auch 20 Meter unter der Oberfläche ist die Erwärmung laut den Daten messbar. (Archivbild)
Permafrost
Die Erwärmung des Permafrosts setzt sich laut der SCNAT im in grössere Tiefen fort. (Archivbild)

In den letzten zehn Jahren stiegen die Temperaturen des Permafrosts in zehn Metern Tiefe an. Der durchschnittliche Anstieg betrug an den 23 Permos-Bohrlochstandorten 0,8 Grad. Im hydrologischen Jahr 2024, das von Oktober 2023 bis September 2024 dauert, erreichten sie abermals neue Rekordwerte.

Auch 20 Meter unter der Oberfläche ist die Erwärmung laut den Daten messbar. Allerdings noch weniger stark. «Man kann sich das vorstellen wie bei einem Brot, das man aus der Gefriertruhe nimmt», erklärte Nötzli.

«Wenn man den Permafrost anschneidet, merkt man, dass er aussen schon aufgetaut ist, im Inneren aber noch hart bleibt.» Beim Permafrost verhalte sich das ähnlich. «Es taut von aussen nach innen.»

Permafrost taut tiefer denn je – Auftauschicht erreicht Rekordwerte

Ausschlaggebend dafür waren die Temperaturen der letzten Jahre. Die hydrologischen Jahre 2022, 2023 und 2024 zählen zu den fünf wärmsten in der Schweiz seit Beginn der Messungen. Die Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1864 zurück.

Macht dir der Permafrost-Temperaturanstieg Sorgen?

Die Temperaturen lagen 1,44 bis 1,9 Grad Celsius über dem Mittel der Periode 1991 – 2020. Der neueste Anstieg der Permafrosttemperaturen wurde verstärkt. Grund dafür war der frühe Schneefall in hohen Lagen, der den Untergrund isolierte.

Permafrost erwärmt sich weiter

Die Erwärmung des Permafrosts setzt sich laut der SCNAT im in grössere Tiefen fort. Damit wurde auch die Schicht, die im Sommer auftaut und im Winter wieder gefriert, mächtiger. An allen Messstandorten hat sie neue Rekordwerte erreicht.

Am Schilthorn ist im Winter 2024 zum ersten Mal an einem Permos-Standort die Auftauschicht nicht mehr durchgefroren. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Auftauschicht je nach Standort und Bodeneisgehalt um einige Dezimeter bis mehrere Meter gewachsen.

Ebenfalls fliessen die Blockgletscher immer schneller ins Tal: Die Geschwindigkeit der eishaltigen Schuttmassen betrug in den frühen 1990er-Jahren nur einige Dezimeter pro Jahr. Bis 2024 ist sie auf mehrere Meter pro Jahr gestiegen.

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