Buntbarschmännchen verlassen das Elternhaus früher als Weibchen

Ob sie als Heranwachsende zuhause bleiben, oder ausziehen und von ihren Eltern unabhängig werden, entscheiden Buntbarsche im Tanganjikasee in Ostafrika je nach Geschlecht unterschiedlich. Männchen verlassen das Elternrevier früher als Weibchen, weil sie mehr gleichgeschlechtliche Konkurrenz und weniger Chancen auf eigene Fortpflanzung haben.
Das schreibt Michael Taborsky, der am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern forscht und derzeit am Wissenschaftskolleg Berlin arbeitet, im Fachjournal «Science Advances».
«Unsere Ergebnisse aus einer Langzeitstudie mit 496 individuell markierten Fischen zeigen, dass sich die Geschlechter von kooperativ brütenden Buntbarschen deutlich unterschiedlich verhalten in der zentralen Entscheidung: Bleiben oder Gehen», sagte Taborsky der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Dies sei überraschend, denn sowohl männliche wie weibliche Fische profitieren klar davon, wenn sie im elterlichen Brutrevier bleiben und dort zunächst bei der Aufzucht jüngerer Geschwister helfen.
Des Rätsels Lösung liege in der unterschiedlichen Rivalität um Fortpflanzung innerhalb der Fischgruppen, so Taborsky. Männchen hätten wesentlich höhere Kosten durch die Konkurrenz untereinander um die Befruchtung der Eier als Weibchen um die Produktion ihrer Brut.
Die Männchen müssen daher früher das Weite suchen, wenn sie eine eigene Familie gründen wollen, und dabei deutliche Fitnesseinbussen in Kauf nehmen.