Akademie bemängelt geringen Geldfluss in die Geisteswissenschaften

Das Wichtigste in Kürze
- Den Geisteswissenschaften mangelt es an Fördergeldern des Bundes.
- Vor allem der Bereich Digitalisierung kommt laut einer Studie zu kurz.
Seit 2008 sind die Fördermittel des Bundes für Forschung und Innovation um rund ein Drittel gestiegen. Davon profitierten zwar alle Wissenschaftsbereiche, jedoch je nach Fördergefäss nicht gleichermassen, teilte die Akademie der Geisteswissenschaften SAGW in einer Mitteilung zur Studie «Finanzierung von Forschung und Innovation durch den Bund ab 2008» mit. Die Akademie bemängelt insbesondere, dass es an Fördermitteln für die Digitalisierung in den Geistes- und Sozialwissenschaften fehle.
Besonders unausgeglichen ist die Verteilung auf die verschiedenen Wissenschaftsbereiche der SAGW zufolge bei der Innovationsforschung: Von den 180 Millionen Franken, welche die Innosuisse im Jahr 2017 vergeben konnte, floss nur 1 Prozent in die Geistes- und Sozialwissenschaften. Hingegen erhielten die MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, 60 Prozent der Mittel.
Auch bei der Förderung von Forschungsinfrastrukturen liegen die MINT-Fächer mit zwei Dritteln vorne, die Geisteswissenschaften erhalten nur 10 Prozent der für diesen Bereich verfügbaren Bundesgelder. Etwas ausgeglichener sieht es demnach nur beim Schweizerischen Nationalfonds SNF aus: 2017 erhielten Geistes- und Sozialwissenschaften 23 Prozent der zur Verfügung stehenden Fördermittel des SNF, die MINT-Fächer 38 Prozent. 39 Prozent entfielen auf die «Life Sciences», also Biologische und Medizinische Wissenschaften.
Förderangebot zu wenig bekannt?
Die SAGW bemängelt insbesondere, dass aufgrund fehlender Mittel der «Digital Turn» der Geistes- und Sozialwissenschaften gehemmt werde. Das Problem könnte laut Innosuisse allerdings auch darin bestehen, dass in diesem Wissenschaftsbereich die Förderangebote nicht bekannt genug seien. Aktuell stammen nur rund 5 Prozent der bei Innosuisse eingereichten Gesuche für Innovationsprojekte aus dem Bereich Social Sciences und Business Management, schrieb Innosuisse auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA. Man bemühe sich, besser auf die Fördermöglichkeiten aufmerksam zu machen.
Hinzu kommt, dass im Allgemeinen die Kosten für die Geistes- und Sozialwissenschaften niedriger ausfallen als in anderen Wissenschaftsgebieten, so der SNF gegenüber Keystone-SDA. An einer geringeren Erfolgsquote der Geisteswissenschaften bei Gesuchen scheint es laut Statistiken jedenfalls nicht zu liegen: In der SNF-Forschungsprojektförderung waren 45 Prozent der geistes- und sozialwissenschaftlichen Gesuche erfolgreich, im Vergleich zu 46 Prozent in den Life Sciences und 52 Prozent in den MINT-Fächern.