Die Coronavirus-Epidemie hält die Welt in Atem: Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen rund um den Globus stieg am Freitag auf mehr als 100.000, wie aus einer auf offiziellen Daten basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervorgeht.
Eine Frau in Madrid mit einer Atemschutzmaske
Eine Frau in Madrid mit einer Atemschutzmaske - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Italien meldet mehr als 4600 Fälle - wirtschaftliche Folgen immer deutlicher.
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Immer sichtbarer werden auch die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie. Die Lufthansa-Gruppe kündigte an, ihr Flugangebot um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Das Auswärtige Amt rät inzwischen von Reisen in norditalienische Regionen ab.

91 Länder sind inzwischen vom Coronavirus-Ausbruch betroffen. Seit dem Ausbruch der Epidemie im Dezember starben weltweit 3406 Menschen. In Deutschland lag die Zahl der diagnostizierten Fälle am Freitag bei 534. Betroffen sind alle Bundesländer ausser Sachsen-Anhalt.

Die Niederlande meldeten am Freitag den ersten Todesfall durch das neuartige Coronavirus. Wo sich der 86-jährige Verstorbene angesteckt hatte, war laut den Behörden noch unklar. In Frankreich stieg die Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus auf neun. Zudem erhöhte sich die Gesamtzahl der dokumentierten Infektionsfälle nach Regierungsangaben auf 577. Präsident Emmanuel Macron rief bei einem Besuch in einem Pariser Altenheim dazu auf, Besuche bei älteren Menschen «maximal einzuschränken». Frankreich erwägt inzwischen eine flächendeckende Schliessung von Schulen sowie die Einschränkung öffentlicher Verkehrsmittel zur Eindämmung des Virus.

In anderen Ländern gelten solche drastischen Massnahmen bereits: Italien, das mit 4636 Infektions- und 197 Todesfällen das nach China, Südkorea und dem Iran am stärksten von der Epidemie betroffene Land weltweit ist, schloss am Donnerstag alle Schulen und Universitäten. Die Regelung gilt bis zum 15. März. Angesichts der hohen Fallzahl in Italien rät die Bundesregierung inzwischen von «nicht erforderlichen Reisen» in die italienischen Provinz Südtirol, die Regionen Emilia-Romagna und Lombardei sowie in die Stadt Vo in Venetien ab.

Israel riegelte Bethlehem ab. Allen Israelis und Palästinensern sei es «verboten, die Stadt zu betreten oder zu verlassen», teilte das Verteidigungsministerium mit. Bethlehem war bereits am Donnerstag für zwei Wochen für Touristen gesperrt worden, nachdem in der Region sieben Infektionsfälle registriert worden waren.

Griechenland bestätigte 14 neue Coronavirus-Fälle. Die meisten seien bei einer Reisegruppe aufgetreten, die kürzlich von einer Reise nach Israel und Ägypten zurückgekehrt war, teilten die Behörden mit. Ob ein Zusammenhang zu den Fällen in Bethlehem bestand, war unklar.

Während europäische Staaten mit immer schärferen Sicherheitsvorkehrungen versuchen, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen, stellte ein chinesischer Regierungsvertreter am Freitag die Aufhebung der Quarantäne in der Provinz Hubei in Aussicht. Von der zentralchinesischen Provinz hatte das Virus seinen Ausgang genommen.

Eine Sitzung der EU-Botschafter musste am Freitag abgesagt werden, nachdem sich ein Mitarbeiter des Europäischen Rates mit dem Virus infiziert hatte. Die kroatische Botschafterin, deren Land derzeit den EU-Vorsitz hat, musste nach Kontakt mit dem Infizierten vorsichtshalber zu Hause bleiben.

Im muslimischen Wallfahrtsort Mekka, an dem sich an normalen Freitagen hunderttausende Gläubige zusammenfinden, herrschte nahezu gespenstische Leere. Zuvor hatte Saudi-Arabien wegen der Ausbreitung des Coronavirus alle Pilgerfahrten nach Mekka und Medina abgesagt. Im Irak fiel erstmals seit 17 Jahren die Freitagspredigt des obersten Schiitenführers Ayatollah al-Sistani aus.

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