Wieso Links und Rechts im Fall Le Pen demonstrieren

Nach dem Wahlausschluss-Urteil gegen Marine Le Pen gehen in Frankreich Tausende auf die Strasse. Während Anhänger der Rechspopulistin von einer «Hexenjagd» sprechen, warnen Gegner vor der Gefahr für den Rechtsstaat.
Zehntausend Unterstützer der Rassemblement-National-Chefin versammelten sich am Place Vauban in Paris, wie «Tagesschau» berichtet. Le Pen bezeichnete das Urteil als politische Entscheidung, die den demokratischen Staat verhöhne.

Das Wahlverbot sei ein Angriff auf «mein Volk, mein Land und meine Ehre», erklärte sie laut «Euronews». Die Politikerin verglich sich dabei mit historischen Symbolfiguren wie Martin Luther King und Alexej Nawalny.
Parteikollege Jordan Bardella hält Rede auf Kundgebung
Le Pens Parteikollege Jordan Bardella sprach von einem «skandalösen» Urteil und einem «direkten Angriff auf die Demokratie», so «Euronews». Die Kundgebungsteilnehmer, darunter Delegierte aus RN-Hochburgen wie Hénin-Beaumont, skandierten Parolen gegen die Justiz.
Mittendrin kam es zu Protestaktion der feministischen Gruppe Femen, die «lebenslange Unwählbarkeit» forderte. Der parteieigene Sicherheitsdienst schritt ein und beendete die Intervention.
Auf den sozialen Netzwerken beklagten Teilnehmende, eine Protestantin wäre «gewalttätig vertrieben» worden.
Gegenproteste mit 15'000 Teilnehmern
Gleichzeitig demonstrierten laut «Tagesschau» rund 15'000 Menschen auf der Place de la République gegen Rechtsextremismus. Linke Parteien wie La France Insoumise und die Grünen warnten vor einer «trumpistischen Wende» des RN.

Die Demonstranten äusserten Bedenken über den wachsenden Einfluss rechtsradikaler Kräfte und betonten die Notwendigkeit, den verfassungsmässigen Rechtsstaat zu schützen.
Die Linken sehen Le Pens Verurteilung als gerechte Konsequenz für Veruntreuung von EU-Geldern. Sie unterstreichen die Gefahr, die von Le Pens Opfernarrativ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgeht.
Marine Le Pen bleibt Streitfigur
In Saint-Denis inszenierte die regierungsnahe Partei Renaissance eine Veranstaltung unter dem Motto «Für Demokratie und Republik». Prominente Redner wie Parteichef Gabriel Attal und Ex-Premierminister Édouard Philippe distanzierten sich von der RN-Kritik an der Justiz.
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Sie betonten laut «RND» die Unantastbarkeit demokratischer Institutionen. Beide gelten als potenzielle Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2027, bei der Emmanuel Macron nicht mehr antreten darf.
Trotz der juristischen Niederlage zeigt eine aktuelle Elabe-Studie Le Pen mit 32 Prozent weiterhin als klare Favoritin für 2027. Édouard Philippe folgt mit 23,5 Prozent.