50 Jahre ESA: Ein Blick auf Europas Rolle im heutigen Wettrennen um den Weltraum.
Aeolus
Die Sonde «Aeolus» konnte Windprofile erstellen und damit Wettervorhersagen verbessern. Die Mission war 2018 gestartet. - sda

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) feiert ihren 50. Geburtstag. 1975 waren in Paris Vertreter von zehn Ländern – darunter die Schweiz – mit dem Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit in der Raumfahrt zusammengekommen. Sie unterzeichneten am 30. Mai die ESA-Konvention zur Gründung der Raumfahrtbehörde.

Wo steht Europas Raumfahrt 50 Jahre nach der Gründung der ESA im Rennen ums All? Ein Überblick anlässlich des Jubiläums:

WICHTIG FÜR DIE SCHWEIZ

Bis heute sei die ESA der wichtigste Partner der Schweiz für ihre Raumfahrtaktivitäten, schrieb das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation in einer Mitteilung zum 50-Jahr-Jubiläum.

Mit einem finanziellen Beitrag von rund 200 Millionen Franken pro Jahr, der technologischen und wissenschaftlichen Expertise ihrer Akteure aus dem akademischen und industriellen Bereich sowie ihrem stetigen Engagement für den unabhängigen Zugang Europas zum Weltraum sei die Schweiz massgeblich an den Programmen und Aktivitäten der ESA beteiligt.

ERFOLGE MIT «JAMES WEBB» UND «GALILEO»

Richtig gut läuft es für die ESA bei Messprogrammen und wissenschaftlichen Projekten. Experte Ludwig Moeller, Leiter des Raumfahrt-Thinktanks Espi, nennt als Beispiel das Weltraumteleskop «James Webb», an dessen Entwicklung auch die Schweiz beteiligt war und das spektakuläre Bilder aus dem All liefert und Fachleuten neue Erkenntnisse bringt. Auch «Galileo» zur Navigation und die Erdbeobachtung mit «Copernicus» nennt er als Beispiele. «Dies sind alles weltweit führende Innovationen», sagt Moeller.

ZUM MOND GEHT ES NICHT ALLEIN

Schon 2027 wollen die USA erstmals nach Jahrzehnten wieder Menschen auf den Mond bringen. China plant bis 2030 eine bemannte Mondlandung und Indien bis 2040. Auch Europa hofft, bis 2030 eine Frau oder einen Mann aus Europa zum Mond bringen zu können. Doch das Vorhaben hat einen erheblichen Haken: Die Europäer haben es nicht selbst in der Hand. Ihre Astronauten sollen im Zuge des US-amerikanischen Projekts «Artemis» mitfliegen. Als möglicher Kandidat für einen solchen Flug gilt auch der Schweizer Astronaut Marco Sieber.

Doch US-Präsident Donald Trump und sein Berater, der Raumfahrtunternehmer Elon Musk, schielen eher zum Mars. Die Befürchtung ist, dass «Artemis» eingestampft werden könnte, noch bevor ein Europäer mit an Bord war.Extra

KEIN AUTONOMER ZUGANG ZUM ALL

Auch ein autonomer Zugang zum All fehlt Europa noch immer, zumindest für die bemannte Raumfahrt. Zwar gibt es in Kourou in Französisch-Guayana einen europäischen Weltraumbahnhof und mit der Vega C und der Ariane 6 verfügt der Kontinent über eigene Trägerraketen, doch Menschen kann Europa nicht mit eigenen Mitteln in den Weltraum bringen – sondern setzt dafür derzeit auf die Nasa.

WICHTIGE PARTNER BEREITEN SORGE

Überhaupt arbeitet Europa in der Raumfahrt viel mit den USA zusammen. Da mit Trump aber nun die Verlässlichkeit getroffener Abmachungen und das Interesse an gemeinsamem Vorgehen infrage gestellt scheint, ist die Dringlichkeit noch einmal grösser, eigenständiger zu werden und andere Partnerschaften zu vertiefen.

Esa-Chef Josef Aschbacher betonte zu Jahresanfang: «ESA und Europa werden bereit sein, sich anzupassen, eigene Prioritäten zu finden, die sicherlich in Verbindung damit stehen, unsere Stärke, unsere Autonomie, unsere Fähigkeiten im All zu stärken und international ein sehr guter Partner zu sein.»

Schon jetzt arbeitet die ESA zum Beispiel eng mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa zusammen. Zu Indien und Südkorea wurde die Beziehung kürzlich intensiviert, wie es von der Esa heisst. Auch mit etlichen anderen Raumfahrtbehörden in der Welt arbeitet die Organisation zusammen.

Wegen des Kriegs in der Ukraine wurden die Raumfahrtkooperationen zwischen Europa und Russland ausserdem im März 2022 abgebrochen.

KOMMERZIALISIERUNG VERÄNDERT DIE RAUMFAHRT

Eine rasante Kommerzialisierung und Privatisierung hat die Raumfahrt in den vergangenen Jahren verändert. Das US-Unternehmen SpaceX von Musk ist zu einem zentralen Akteur geworden. Insbesondere nach dem Abbruch der Kooperation mit Russland nutze die ESA Musks Rakete auch.

Auch sonst blickt die ESA auf den Privatsektor. Sowohl für ein neues Frachtgefährt als auch für eine neue Trägerrakete startete die Esa unlängst einen Wettbewerb zwischen europäischen Unternehmen. Zudem hat sie angesichts des für 2030 vorgesehenen Endes der Internationalen Raumstation (ISS) mit mehreren Firmen Absichtserklärungen getroffen, um möglicherweise deren geplante All-Stationen nutzen zu können.

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