Volkswagen verfehlt CO2-Ziele knapp und zahlt 100 Millionen Strafe

Das Wichtigste in Kürze
- Volkswagen hat die Klimaschutzvorgaben der EU im Jahr 2020 knapp nicht erreicht.
- Die Strafgelder fallen demnach glimpflich aus – sie werden den Umsatz nicht beeinflussen.
- VW hat den Verkauf von Elektro-Autos im letzten Jahr mehr als vervierfacht.
Volkswagen hat die Klimaschutzvorgaben der EU dank der Elektro-Offensive und legaler Tricks nur knapp verfehlt. Der Konzern kann die damit verbundenen Strafzahlungen in Grenzen halten.
Durchschnittlich sanken die CO2-Emissionen aller auf die Strassen gebrachten Neuwagen des Konzerns im Vergleich zu 2019 um rund ein Fünftel. Dies entspricht 99,8 Gramm pro Kilometer, wie die Wolfsburger am Donnerstag mitteilten. Damit verfehlte der Konzern den für ihn geltenden EU-Grenzwert um ein halbes Gramm.
Gewinn wird durch Strafzahlung nicht belastet
Die dafür fälligen Strafzahlungen bezifferte ein Sprecher auf «einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag» – also etwas mehr als 100 Millionen Euro. Dafür seien frühzeitig Rückstellungen gebildet worden, teilte VW am Donnerstag mit. Der Gewinn des Schlussquartals sei dadurch nicht belastet worden.

Analysten und Berater hatten anfangs mit sehr viel höheren Zahlungen gerechnet. Für die Neuwagenflotten wurden auf Grundlage der 95-Euro-Strafe für jedes Gramm CO2 über dem Grenzwert Summen in Milliardenhöhe prognostiziert. Dies, wenn sie nicht rasch in die Elektromobilität wechseln. Daimler und BMW hatten bereits erklärt, dass sie dank gestiegener Elektroverkäufe ihre CO2-Ziele erfüllt haben.
Grund für die Zielerreichung von Volkswagen war neben der häufiger verkauften E-Autos von VW und Audi auch das sogenannte CO2-Pooling. Dabei können sich Autobauer, die über ihrem Limit liegen, mit Wettbewerbern zusammenschliessen, die darunter liegen.
Volkswagen ging mehrere Partnerschaften ein
Volkswagen hat sich etwa mit MG, der zum Geely-Konzern gehörenden London EV Company oder Aiways Automobile Europe zusammengetan. Ebenfalls ging man eine Partnerschaft mit Next-e-Go, dem Nachfolger des Aachener Elektroauto-Herstellers e.Go, ein. Ausserdem wurden die beiden Luxusmarken Bentley und Lamborghini einzeln bewertet, ihre hohen Abgaswerte fliessen daher nicht in der Bilanz ein.

Volkswagen hatte den Verkauf von Wagen mit elektrifizierten Antrieben im vergangenen Jahr in der EU mehr als vervierfacht. Der Anteil von rein batteriebetriebenen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden an den Gesamtauslieferungen sei dadurch auf 9,7 (Vorjahr 1,7) Prozent gestiegen.
Mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent in Westeuropa sieht sich der Konzern als Marktführer vor der Renault-Nissan-Allianz und Tesla.