Die EU-Staaten streben wegen des Ukraine-Kriegs ein Öl-Embargo gegen Russland an. Ein Experte erklärt, weshalb Putin das vorerst verkraften kann.
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Ukraine-Krieg: In der EU herrscht weiter Uneinigkeit über ein mögliches Öl-Embargo gegen Russland. - Dmitry Lovetsky/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen der weltweiten Sanktionen verkauft Russland zurzeit weniger Öl.
  • Die hohen Marktpreise kompensieren jedoch einen Teil der Mengenausfälle.
  • Ein Experte erklärt, weshalb ein EU-Embargo für Putin langfristig zum Problem wird.
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Die Europäische Union sendet ein klares Signal an Russland: Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg steht ein Embargo für russisches Öl bevor.

Im Gegensatz zu den G7-Staaten haben die EU-Länder bis jetzt aber noch keine Einigung darüber erzielt. Ungarn, Tschechien und die Slowakei zögern noch, weil sie stark vom russischen Öl abhängig sind.

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Die EU-Kommission unter dem Präsidium von Ursula von der Leyen gibt grünes Licht für eine Öl-Embargo. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP/Kenzo Tribouillard

Trotzdem finden auf dem Ölmarkt seit Ausbruch des Krieges grosse Verschiebungen statt: Viele westliche Firmen verzichten schon jetzt auf Öl aus Russland und setzen stattdessen auf alternative Lieferanten.

Ukraine-Krieg: Weniger verkauftes Öl für mehr Geld

Bis jetzt verkauft Putin aber noch immer grosse Mengen an Öl und macht damit eine Menge Geld: Gemäss dem Rohstoffexperten von der Privatbank Julius Bär, Norbert Rücker, verdient Russland «wohl so viel wie Mitte letzten Jahres».

Zwar seien die verkauften Mengen wegen des Ukraine-Kriegs und der daraus folgenden Sanktionen um etwa 15 bis 20 Prozent zurückgegangen. Das sei für Russland aber nicht wirklich schmerzhaft, da gleichzeitig die Preise angestiegen sind.

Rohöl, iea
Bis jetzt verkauft Russland noch immer grosse Mengen an Öl und macht damit eine Menge Geld.
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Ukraine-Krieg: In der EU herrscht weiter Uneinigkeit über ein mögliches Öl-Embargo gegen Russland.
Ukraine-Krieg kasachstan
Öl wird aus Kasachstan exportiert.

Die Folge: «Der Anstieg der Preise kompensiert teilweise die Mengenausfälle», erklärt Rücker auf Anfrage von Nau.ch. Sollte nun aber auch die EU komplett auf russisches Öl verzichten, dürfte sich dies auf die Wirtschaftlichkeit der Russen auswirken.

Sollte die EU auf russisches Öl verzichten?

Wenn auch nicht sofort: «Kurzfristig schwächt ein EU-Embargo Russland kaum. Langfristig verstärkt es aber die Isolation des Landes», glaubt Rücker.

China und Indien retten Putin vorerst

Für den Moment befindet sich Russland aber (noch) auf sicherem Boden: Nebst den gestiegenen Ölpreisen profitiert das Land von der hohen Öl-Nachfrage in Asien.

Weil Putins Öl primär über Schiffe exportiert wird, biete der Markt gemäss Rücker eine entsprechende Flexibilität. Statt nach Europa fliesse das russische Öl wegen des Ukraine-Kriegs einfach vermehrt nach China und Indien.

Putin Peking
Falls auch China und Indien auf russisches Öl verzichten sollten, hätte Wladimir Putin ein Problem. - keystone

Dennoch glaubt der Julius-Bär-Experte nicht, dass sich Putin langfristig auf Asien verlassen kann: «Russland ist wirtschaftlich enorm abhängig von Europa und kann dies nicht mit einer Orientierung nach Asien kompensieren.»

Ob es tatsächlich zu einem Komplett-Ausfall von russischem Öl kommt, hängt also vor allem von Asien ab. «Es kommt darauf an, ob und in welchem Ausmass der Westen Druck auf die verbleibenden Käufer ausübt», meint Rücker.

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