Übersetzer von Nobelpreisträger Gurnah: Hintersinniger Humor

Das Wichtigste in Kürze
- «Er ist ein Autor, der sehr stille Bücher schreibt, in einer sehr feinen, sehr genauen Sprache, mit sehr genauer Beobachtung seiner Figuren, ihres Innenlebens und auch dessen, was um diese Figuren und damit um den Autor herum vor sich geht», sagte der in Leipzig lebende Brückner am Donnerstag der Nachrichtenagentur DPA in Berlin.
Dem in Grossbritannien lebenden tansanischen Schriftsteller Gurnah wurde die Auszeichnung zuerkannt «für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten», wie die Schwedische Akademie in Stockholm am Donnerstag bekanntgab.
Brückner hat Gurnahs 2002 in Deutschland erschienenen Roman «Ferne Gestade» übersetzt sowie den bereits 1988 geschriebenen Roman «Schwarz auf Weiss», der auf Deutsch 2004 herauskam.
«In beiden Romanen geht es um das Schicksal eines Flüchtlings», schilderte Brückner. «Beide Protagonisten der Romane müssen aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat, die Insel Sansibar, den Staat Tansania verlassen und landen in England und müssen sich dort in dem neuen Leben zurechtfinden, sich einleben und sind auch der Gewalt der Behörden ausgesetzt. Sie müssen lernen, ein Gefühl für diese neue Umgebung, für diesen neuen Ort, an dem sie leben, zu bekommen, und gleichzeitig schleppen sie natürlich als Flüchtlinge einen ganzen Rucksack voll mit Erinnerungen an das Leben vorher mit sich.»
Dieser Rucksack sei vollgepackt «mit Schuld, mit Liebe, mit Versagen, mit Erfolgen, mit allem, was menschliches Leben eigentlich ausmacht».
Brückner: «Aus diesen beiden Komponenten, also dem neuen Ort, an dem man noch nicht angekommen ist, bei dem man nicht weiss, ob man je wirklich dort ankommt und dem anderen, den man verlassen hat und der gleichzeitig immer noch, obwohl man sozusagen im Unfrieden von ihm gegangen ist, immer noch so etwas wie ein Sehnsuchtsort ist, ergibt sich eine innere Zerrissenheit der Figuren, die sich dann in ihrem Innenleben und in ihren Handlungen, in der Handlung der Romane dann auch widerspiegelt.» Beide Romane seien dennoch «keine vordergründig autobiografischen Schriften».