Der Reiseveranstalter Tui ist stark angeschlagen. Nachdem Kredite und Bürgschaften nicht ausgereicht hatten, schaltet sich jetzt der Staat ein.
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Ein Logo steht auf der Zentrale der Tui Group. Kredite und Bürgschaften reichten nicht aus, jetzt kommt auch der Staatseinstieg inklusive Kapitalerhöhung. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Aufgrund der Corona-Krise muss der deutsche Reise-Konzern Tui um seine Existenz bangen.
  • Nachdem mehrere Aktionen zur Rettung nichts nutzten, folgt nun der nächste Schritt.
  • Der Staat schaltet sich ein und nimmt zusätzlich eine Kapitalerhöhung vor.
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Wenn sich der Bund an Firmen beteiligt, bleibt das nicht ohne Kritik. Im Fall Tui muss der Staat in die Bresche springen – sonst könnte die Pleite drohen. Der Reisekonzern bekommt Luft, um die nächsten Monate zu überbrücken. Doch wird die Corona-Lage danach schon besser?

Kredite und Bürgschaften reichten nicht aus, jetzt kommt auch der Staatseinstieg inklusive Kapitalerhöhung: Tui soll mit dem Bund als Grossaktionär die besonders harte Corona-Durststrecke im Winter überstehen.

Umstrittene Gesamtkonstruktion

Formal vollzogen ist der Tausch von Einlagen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in direkte Anteile am grössten Touristikkonzern der Welt noch nicht. Die bisherigen Tui-Eigner beschlossen auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung am Dienstag jedoch, dass der WSF das Recht dazu erhält.

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Das Tui-Logo hinter hohem Gras vor der Firmenzentrale in Hannover. - dpa

Die Gesamtkonstruktion ist komplex und teils auch umstritten. Nimmt der WSF sein Recht in vollem Umfang wahr, darf er maximal 25 Prozent plus einen Anteilsschein an Tui übernehmen.

Wandelt der WSF die Einlagen sowie eine ergänzende Anleihe um, spielt er zudem eine massgebliche Rolle bei den folgenden Aktionen: Kreditaufnahmen, Verkäufen oder Übernahmen. Tui-Vorstandschef Fritz Joussen machte indes klar: «Der Fonds macht keine Vorgaben für das operative Geschäft.»

Kritik am Plan der Tui

Die Begrenzung der Anteile auf ein Viertel würde nur ganz erreicht, falls Niedersachsen einen weiteren Teil des Geldes nicht absichert. Dies wird derzeit diskutiert, stösst aber bei Grünen und FDP auf Ablehnung.

Widerstand gibt es bei Kritikern vor allem, weil der Konzern parallel 8000 Stellen weltweit streicht. Das Management begründet die Einschnitte mit einer langfristig tragfähigen Struktur.

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Ein Wagen fährt das Gepäck von Passagieren auf dem Flughafen Tegel an einer Maschine von TUIfly vorbei. - dpa

Vor der genehmigten Kapitalerhöhung bei Tui um rund 500 Millionen Euro summierte sich die Unterstützung bereits auf 4,8 Milliarden Euro. Nach Angaben Joussen hat der Konzern derzeit 2,3 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln. Und das nur, wenn man die Kapitalaufstockung und das neue Rettungspaket mitrechnet.

Tui will allenfalls Teile abstossen

Die hoch verschuldete Tui will nach weiteren Finanzierungsquellen suchen, wozu der Vertrag mit dem WSF laut Joussen auch verpflichtet. Das Unternehmen prüft, bestimmte Teile abzustossen, um später die Rückzahlung der Kredite leichter zu schaffen. Dazu könnte etwa die Auslagerung des Airline-Betriebs in Gemeinschaftsfirmen zählen.

Am Ende kommt es darauf an, dass sich die Reisekonjunktur rechtzeitig erholt. Aktuell sieht es auch angesichts des schleppenden Impfbeginns durchwachsen aus.

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Das Kreuzfahrtschiff «Mein Schiff 3» der Reederei TUI Cruises im Cuxhavener Hafen. - dpa

Unklar ist auch, wie sich die beschlossenen Schritte auf die übrigen Besitzverhältnisse auswirken. Die russische Milliardärsfamilie Mordaschow wurde von der Pflicht befreit, ein Übernahmeangebot abzugeben, sollte ihr Anteil 30 Prozent erreichen. Aktuell ist die Familie mit knapp 25 Prozent der grösste Tui-Einzelaktionär. Joussen zufolge sind bis zu 36 Prozent für die Mordaschow-Firma Unifirm denkbar.

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