«Spiegel»: Hunderte Deutsche vernetzen sich in rechtsextremen Chats

Mehrere Hundert Deutsche sollen sich einem Medienbericht zufolge in rechtsextremen Chatgruppen vernetzt haben, in denen Anschläge und Sabotageakte propagiert werden. Wie der «Spiegel» am Mittwoch unter Berufung auf eine Untersuchung des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) berichtet, sollen 164 Chatgruppen auf der Plattform Telegram einer rechtsextremen Subkultur zugerechnet werden.
Darin seien 651 deutsche Nutzer aktiv, die seit Anfang 2022 mehr als 317'000 Nachrichten absetzten. Laut der Studie sollen davon 83 Deutsche sogenannte «heavy user» (Vielnutzer) sein, von denen ein «erhöhtes Gefahrenpotenzial» ausgehe.
Eine Chatgruppe, in der laut der Studie besonders viele deutsche Nutzer waren, nannte sich demnach «Terror Wave» (Terrorwelle). Laut «Spiegel» wurden darin etwa der norwegische Rechtsterrorist Anders Breivik verherrlicht und die Herstellung von Sprengstoff erklärt. Inzwischen sei die Gruppe deaktiviert.
Minderjährige im Netzwerk aktiv
Miro Dittrich, Rechtsextremismus-Experte bei Cemas, sagte dem «Spiegel», es sei schon lange klar, dass auch viele Deutsche in dem Online-Netzwerk aktiv seien. Mit so hohen Zahlen habe er aber nicht gerechnet. Viele der Nutzer seien minderjährig, «manche gerade mal zwölf oder 13 Jahre alt», sagte er.
«Die Politik und die Sicherheitsbehörden müssen handeln.» Andere Länder seien Deutschland bei der Bekämpfung dieser Strukturen voraus.
Telegram teilte dem «Spiegel» mit, dass die Plattform in diesem Jahr bereits 74'000 Gruppen und Kanäle im Zusammenhang mit Terror und Gewaltaufrufen gelöscht habe. In nur drei Monaten im vergangenen Jahr seien 35,6 Millionen extremistische Inhalte entfernt worden.