Schäuble regt Verkürzung der Sommerferien an

Das Wichtigste in Kürze
- Vorstoss des Bundestagspräsidenten stösst auf breite Kritik.
«Das bietet Gelegenheit, versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen», sagte er der «Augsburger Allgemeinen» vom Freitag. Ohnehin sei derzeit unklar, «wann und wie man im Sommer verreisen kann». Der Vorstoss stiess in der Politik, aber auch bei Lehrerverbänden und in der Wirtschaft auf breiten Widerspruch.
Schäuble begründete seinen Vorschlag auch damit, dass das Urlaubskonto vieler Eltern durch die Corona-Krise bereits «strapaziert» sei. «Ich kann die verstehen, die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen.»
Widerspruch kam unter anderem aus den für die Schulpolitik zuständigen Ländern. «Eine Verkürzung der Sommerferien steht bei uns nicht zur Debatte», erklärte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Ein solcher Schritt würde angesichts der privaten Pläne von Familien und Lehrern «Unruhe auslösen und letztlich mehr Probleme schaffen als lösen».
Ein solcher Vorschlag suggeriere zudem, dass Schüler und Lehrer durch die Corona-Krise nun wochenlang Ferien gehabt hätten, kritisierte Eisenmann. Dabei lernten die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern von zu Hause aus. «Alle machen das Bestmögliche aus dieser ungewöhnlichen Situation», zeigte sich die Ministerin überzeugt.
Auch SPD-Vize Kevin Kühnert lehnte die Verkürzung der Ferien ab. «Dieser Vorschlag überzeugt mich nicht - ich glaube, dass Erholung ein ganz wichtiger Faktor in so einem Stressjahr ist», sagte der Juso-Vorsitzende den Sendern RTL und n-tv.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, stufte Forderungen nach kürzeren Ferien als verfrüht ein. Für eine solche Diskussion sei es zu früh, sagte er im Deutschlandfunk. Zudem zweifelte er an dem Effekt eines solchen Schritts. Nötig sei vielmehr ein gutes Gesamtkonzept, um den Lernstoff bestmöglich zu vermitteln.
Widerspruch kam auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Schäuble mache «den zweiten Schritt vor dem ersten», sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Im Moment müsse diskutiert werden, wie eine schrittweise Öffnung der Schulen aussehen könne. «Jetzt mit diesem Chaos weiterzumachen und dann auch noch die Sommerferien zu verkürzen - das geht von dem Gedanken aus, dass Schule einfach Wissen in die Kinder stopft», kritisierte Hoffmann.
Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft lehnte eine Verkürzung der Sommerferien entschieden ab. «Unternehmen wie Bürger brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, statt weiterer Verunsicherung durch eine völlig unnötige und unverantwortliche Diskussion», erklärte Generalsekretär Michael Rabe. Alle hofften, dass im Sommer Reisen und Ausflüge zumindest in Teilen und unter Auflagen wieder möglich seien.
Wegen der Corona-Pandemie sind die Schulen in Deutschland seit Wochen geschlossen. In den kommenden Wochen sollen sie schrittweise wieder öffnen, zunächst aber nur für bestimmte Klassen, insbesondere für Schüler vor dem Abschluss.