Rund vier Wochen nach dem Waffenstillstand in der Kaukasus-Region Berg-Karabach hat die russische Armee erstmals einen Verstoss gegen das Abkommmen gemeldet.
Bei den sechswöchigen Kämpfen in der Region starben 5000 Menschen
Bei den sechswöchigen Kämpfen in der Region starben 5000 Menschen - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Eriwan und Baku werfen sich gegenseitig Provokationen vor.
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Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, der Vorfall habe sich am Freitag im Bezirk Hadrut ereignet. Eriwan bestätigte am Sonntag, dass sechs pro-armenische Kämpfer bei Zusammenstössen mit aserbaidschanischen Truppen verletzt wurden. Baku teilte mit, dass es an zwei weiteren Tagen vier aserbaidschanische Soldaten getötet und drei weitere verletzt worden seien.

In einer Erklärung beschuldigte das armenische Verteidigungsministerium Baku, zwei Dörfer mit «gepanzerten Fahrzeugen» und «schwerer Artillerie» angegriffen zu haben. Die Kämpfe sollen mehrere Stunden gedauert haben. «Die armenische Seite hat sechs Verwundete», teilte das Ministerium mit und bezeichnete den Vorfall als aserbaidschanische «Provokation».

Ein Sprecher der russischen Truppen in der Region bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Nowosti, dass es «Schusswechsel mit automatischen Waffen» gegeben habe. Beide Konfliktparteien seien aufgefordert worden, die Waffenruhe zu respektieren.

Das Verteidigungsministerium in Aserbaidschan erklärte, nach «Provokationen» seien «angemessene Gegenmassnahmen» ergriffen worden. Inzwischen werde der Waffenstillstand wieder respektiert.

Wie das Ministerium in Baku weiter mitteilte, kam es bereits am 26. November und am 8. Dezember zu Zwischenfällen mit pro-armenischen Kämpfern. Dabei wurden den Angaben zufolge vier aserbaidschanische Soldaten getötet und drei weitere verletzt. Die pro-armenischen Kämpfer sollen sich entgegen den Bedingungen des Waffenstillstands geweigert haben, Waldgebiete im Nordwesten von Hadrut zu verlassen. Baku warf ihnen «terroristische Provokationen und Ablenkungen» vor.

Nach sechswöchigen schweren Kämpfen zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan war unter russischer Vermittlung am 9. November ein Waffenstillstandsabkommen erzielt worden, das für Armenien bedeutende Gebietsverluste zur Folge hat. Während der Kämpfe wurden nach Angaben von Armenien und Aserbaidschan mehr als 5000 Menschen getötet.

Derzeit sind rund 2000 russische Soldaten in der Region stationiert, um die Einhaltung des Abkommens zu kontrollieren.

Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Unterdessen trafen am Samstag Vertreter der sogenannten Minsk-Gruppe mit Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew in Baku zusammen. Am Sonntag wurden der Franzose Stephane Visconi und der US-Vertreter Andrew Schofer in der armenischen Hauptstadt Eriwan erwartet.

Die USA, Frankreich und Russland leiten gemeinsam die sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die 1992 zur Entschärfung des Konflikts um Berg-Karabach eingerichtet worden war.

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