Papst Franziskus: Experte erwartet schwierige Nachfolge-Wahl

Das Wichtigste in Kürze
- Am Ostermontag ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren verstorben.
- Die Wahl seines Nachfolgers dürfte laut Kirchenrechtler Thomas Schüller schwierig werden.
- Insbesondere, da der Papst Kardinäle in den unterschiedlichsten Ländern ernannt hat.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller erwartet nach dem Tod von Papst Franziskus ein schwieriges Konklave.
Die Versammlung zur Neuwahl des Papstes werde sich vermutlich länger hinziehen, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur. Er ist renommierter Experte von der Universität Münster.
«Es wird, glaube ich, ein längeres Konklave, ein komplexeres Konklave, weil die Wählergruppe heterogen ist.»

Papst Franziskus ernannte in den vergangenen Jahren Kardinäle aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt. Viele von ihnen liessen sich im Vorhinein kaum in bestimmte Fraktionen und Richtungen einteilen.
Sie hätten auch keine Erfahrung damit, im sogenannten Vor-Konklave bereits die Weichen zu stellen, sagte Schüller.
Eine spannende Wahl
«Es wird spannend zu beobachten sein», sagt Schüller. «Erstens wird die reformorientierte Gruppe sich durchsetzen und sich auf einen Kandidaten einigen? Und zweitens: Wie sind die Freeplayer zu sehen?»
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Unter den Freeplayern versteht Schüller Kardinäle, welche gar nicht mit den römischen Gebräuchen vertraut seine. Etwa aus der Mongolei oder aus Timor.
Er hoffe, dass diese «die innere Freiheit haben, den zu wählen, den sie für den besten halten».
Papst hat den Eurozentrismus der Kirche beendet
Das Hauptverdienst des verstorbenen Papstes besteht laut Schüller darin, den Eurozentrismus der katholischen Kirche aufgebrochen zu haben. Heisst: Es wird sich weniger auf Europa fixiert und die Kirche wurde mehr an die Ränder geführt.
«Das sieht man eben auch daran, dass im Kardinalskollegium jetzt alle Völker und Nationen vertreten sind.»
Inwieweit der Reformkurs von Franziskus Bestand haben werde, hänge davon ab, wer jetzt zu seinem Nachfolger gewählt werde.
«Aber sagen wir mal so: Das hat man ja 1989 gesehen: Wenn einmal dieser Geist der Freiheit geweckt ist, dann lässt er sich nicht in die Tube zurückdrängen. Und dazu hat Franziskus die Gläubigen ermächtigt», so Schüller.
Im Übrigen sei der erste Papst aus Südamerika ein Elite-kritischer Papst gewesen. «Die wirtschaftlichen, auch die theologischen Eliten, die hat er nie so gemocht«, sagt Schüller
«Das hat er aus einem bewussten Ansatz der Nachfolge Jesu heraus getan: Die Seelsorge gebührt den Ärmsten und Entrechteten.» Seine Nachfolger würden daran gemessen werden.