Fast 20 Jahre nach seinem Diebstahl ist ein goldener Ring des irischen Schriftstellers Oscar Wilde von einem niederländischen Kunst-Detektiv aufgespürt worden.
Der Ring wurde 2002 aus der Oxford Universität gestohlen
Der Ring wurde 2002 aus der Oxford Universität gestohlen - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Schmuckstück wurde vor knapp 20 Jahren aus Oxford-Universität entwendet.
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Das Schmuckstück war 2002 bei einem Einbruch in die britische Oxford-Universität gestohlen worden. «Wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, ihn wiederzusehen», sagte Mark Blandford-Baker, Finanzverwalter des zur Universität gehörenden Magdalen-Colleges, der Nachrichtenagentur AFP.

Wilde, der unter anderem Klassiker wie «Das Bildnis des Dorian Gray» verfasst hat, schenkte den Ring 1876 mit einem Kommilitonen dem gemeinsamen Freund William Ward. Er trägt unter anderem die griechische Inschrift «Geschenk der Liebe an jemanden, der Liebe wünscht».

2002 brach ein ehemaliger Mitarbeiter einer Reinigungsfirma in das Magdalen-College ein, wo Wilde studiert hatte, betrank sich an der College-Bar mit Whisky und stahl unter anderem den Ring. Der Wert des wie ein kleiner Gürtel geformten Schmuckstücks aus 18-karätigem Gold wurde damals mit 35.000 britischen Pfund (40.650 Euro) angegeben. Das College schrieb eine Belohnung in Höhe von 3500 Pfund aus.

Nach seiner Festnahme erklärte der Dieb vor Gericht, er habe den Ring für 150 Pfund an einen Altmetallhändler verkauft. Der Verbleib des Schmuckstücks blieb jahrelang ein Rätsel, es gab Befürchtungen, es könnte eingeschmolzen worden sein.

Nun gelang es dem Niederländer Arthur Brand, den Ring zu finden. 2015 seien in der «Kunst-Unterwelt» Gerüchte laut geworden, dass «ein viktorianischer Ring mit russischer Inschrift» aufgetaucht sei, sagte Brand AFP. «Ich wusste, dass Oscar Wildes Ring aus dem Magdalen-College in Oxford gestohlen worden war und eine griechische Inschrift trägt. Es konnte nur derselbe Ring sein», sagte er.

Zusammen mit dem Londoner Antiquitätenhändler William Veres nahm er die Ermittlungen auf, die ihn zu George Crump führten - ein laut Brand «anständiger Mann», der aufgrund seines verstorbenen Onkels, eines bekannten Casinobesitzers, «Kenntnisse der kriminellen Londoner Unterwelt» hat. Mit Crumps Hilfe gelang es Brand und Veres, den Ring ausfindig zu machen.

Brand zufolge hing das Auftauchen des Schmuckstücks mit dem legendären Einbruch einer Rentner-Gang im Londoner Diamantenviertel Hatton Garden 2015 zusammen. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete die Tat damals als «den grössten Einbruch in der englischen Rechtsgeschichte».

«Gerüchten zufolge ist der Ring erst wenige Wochen nach dem Einbruch wieder aufgetaucht», sagte Brand. Der Niederländer gilt als «Indiana Jones der Kunstwelt» und hat bereits mehrere hochkarätige gestohlene Kunstwerke aufgespürt, unter anderem ein von einer Jacht in Frankreich entwendetes Picasso-Gemälde. «Der Ring wurde mir direkt vor dem Diamantendepot in Hatton Garden übergeben, was ich ein wenig für englischen Humor halte», erzählte Brand.

Der Ring soll dem Magdalen-College am 4. Dezember bei einer «kleinen Zeremonie» zurückgegeben werden, wie Finanzverwalter Mark Blandford-Baker sagte. Das College sei «sehr erfreut» über das Wiederauftauchen des Stücks seiner Sammlung und sei Brand «ausserordentlich dankbar».

noe /jes

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