Nach langer Zurückhaltung will sich die Nato mehr mit den Bedrohungen aus China auseinandersetzen.
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Die Fahnen der Nato. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • China spielt in den Plänen der Nato eine grössere Rolle.
  • Künftig will man sich mehr mit den möglichen Bedrohungen beschäftigen.
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Die Nato will sich nach jahrelanger Zurückhaltung deutlich stärker mit möglichen Bedrohungen durch China auseinandersetzen.

«Der wachsende Einfluss Chinas und seine internationale Politik können Herausforderungen bergen, die wir als Bündnis gemeinsam angehen müssen.» Das heisst es nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in der Abschlusserklärung für den Gipfel am Montag in Brüssel.

Die Allianz aus insgesamt 30 Staaten werde China künftig «mit Blick auf die Verteidigung der Sicherheitsinteressen des Bündnisses einbeziehen».

Forderungen an China

In der Erklärung wird die Volksrepublik zudem aufgerufen, ihre «internationalen Verpflichtungen einzuhalten» und der «Rolle als Grossmacht» gerecht zu werden. Zudem soll China hinsichtlich seiner nuklearen Fähigkeiten Transparenz schaffen und vertrauensbildende Massnahmen ergreifen.

Ukraine-Krieg
Deshalb glaubt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass die Ukraine Kompromisse eingehen werden wird. - Keystone

Laut dpa wurde das Dokument am Montag vor Beginn des Plenums der Staats- und Regierungschefs von allen Bündnis-Mitgliedern akzeptiert. Erstmals nahm der neue US-Präsident Joe Biden daran teil.

«China nicht unser Gegner und Feind»

Die Erklärung ist Grundstein dafür, dass China künftig im strategischen Konzept der Nato eine Rolle spielen kann. In der aktuellen Version von 2010 wird Peking nicht einmal erwähnt.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, dass man mit China weiter bei Themen zusammenarbeiten wolle. So zum Beispiel beim Kampf gegen den Klimawandel oder die Rüstungskontrolle.

«Wir treten nicht in einen neuen Kalten Krieg ein. Und China ist nicht unser Gegner und nicht unser Feind.» Man müsse allerdings die Herausforderungen angehen, die Chinas Aufstieg mit sich bringe.

Erstmals mit US-Präsident Biden

Weitere zentrale Themen des Gipfels sind das Verhältnis zu Russland und die Reforminitiative «Nato 2030». Stoltenberg bezeichnete die Beziehungen zu Russland als «so schlecht wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr». Dennoch bleibe die Nato offen für Dialog.

joe biden
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden. - Keystone

Eine besondere Bedeutung kommt dem Spitzentreffen zu, weil es das erste mit Biden ist. Der neue US-Präsident hat versprochen, die unter seinem Vorgänger Donald Trump sehr angespannten Beziehungen zur Nato wieder zu normalisieren. Gleichzeitig ist er treibende Kraft für den Kurswechsel der Nato gegenüber China. Er sieht das Land als einzigen Konkurrenten, der das hergebrachte internationale System herausfordern und die Stabilität in Frage stellen könnte.

Besorgnisse festgehalten

Im Abschlusskommuniqué wird erstmals klar festgehalten, mit welchen Verhaltensweisen China für Besorgnis sorgt. Dazu gehören neben dem rapiden Ausbau des Atomwaffenarsenals der regelmässige Einsatz von Desinformationen und Verstösse gegen aus Nato-Sicht grundlegende Werte. Zugleich soll betont werden, dass die Nato einen konstruktiven Dialog mit China aufrechterhalten will.

Beim Nato-Gipfel 2019 hatte die Allianz noch eine vergleichsweise zurückhaltende Position eingenommen. Damals hiess es in der Abschlusserklärung lediglich: «Wir erkennen an, dass Chinas wachsender Einfluss und seine internationale Politik sowohl Chancen als auch Herausforderungen bergen, die wir gemeinsam als Bündnis angehen müssen.»

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