Nach Krieg von 2008: Georgien feiert Sieg vor Gericht gegen Russland

Das Wichtigste in Kürze
- Die georgische Präsidentin Salome Surabischwili wertete das Urteil als einen «Sieg» der Gerechtigkeit.
Den Krieg selbst hatte das Land verloren. «Strassburg hat ein historisches Urteil gesprochen», sagte die Staatschefin bei einem Besuch in Brüssel. Auch in der georgischen Hauptstadt Tiflis (Tbilissi) begrüssten namhafte Politiker das Urteil.
Die Richter hatten nach eigener Darstellung mehrere Zeugen vernommen und zahlreiche Dokumente gesichtet. Sie kamen demnach zwar zu dem Schluss, dass für die Zeit des fünftägigen Krieges Russland nicht verantwortlich gemacht werden könne für Menschenrechtsverstösse. Nach dem Waffenstillstand aber seien die russischen Behörden zuständig gewesen für die Lage in der Konfliktregion. Georgien hingegen hatte in dem Krieg gegen Russland die Kontrolle über seine abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien verloren.
Nach dem Urteil hat Russland etwa Plündereien, Brandschatzungen, Misshandlungen und Folter durch südossetische Kräfte zugelassen. Weil Russland die Kontrolle hatte über Südossetien und Abchasien, hätte es auch die Menschenrechtskonvention durchsetzen müssen. «Solche Handlungen waren besonders schwerwiegend, weil sie gegen Kriegsgefangene verübt wurden, die einen besonderen Schutzstatus nach internationalem humanitären Recht hatten», heisst es in dem Urteil. Auch beim Schutz der Zivilisten «waren die Schritte der russischen Behörden unzureichend».
Konkret zitiert wird ein Fall, in dem 160 georgische Staatsbürger, die meisten Ältere und Frauen, vom 10. bis 27. August 2008 von südossetischen Kräften in der Hauptstadt Zchinwali in einem Keller des Innenministeriums festgehalten wurden. Russland hatte Abchasien und Südossetien nach dem Krieg gegen internationalen Protest als unabhängige Staaten anerkannt und dort Tausende Soldaten stationiert. Völkerrechtlich gehören die Gebiete zu Georgien.