Am Wochenende erlebte Madrid den grössten Schneesturm seit 50 Jahren. Nach den starken Schneefällen könnte die Rekordkälte zum weit grösseren Problem werden.
Madrid
Menschen gehen entlang einer Straße nach einem schweren Schneefall in der Innenstadt von Madrid. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach den heftigen Schneefällen in Madrid folgt nun eine Kältewelle.
  • Schlecht isolierte und beheizte Häuser werden für viele Anwohner zum Problem.
  • Der Schnee und das Eis behindern auch die gerade angelaufene Impfkampagne.
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Millionen Menschen in Zentralspanien droht nach den heftigsten Schneefällen seit mindestens 50 Jahren nun eine Kältewelle. Das Quecksilber könnte in den kommenden Nächten in Madrid auf bis zu minus zehn Grad fallen. In höher gelegenen Städten fällt es noch weit tiefer.

«Wir haben die Heizung voll aufgedreht, aber es ist trotzdem kalt», beklagte ein Madrilene. Ein Nachbar hat sogar nur Heizlüfter und eine Wärmflasche. «Ich komme mir vor wie in einem Iglu», erzählt er.

Am Wochenende gab es noch Schneeballschlachten

Die weisse Pracht sorgte am Wochenende noch für ausgelassene Schneeballschlachten, wie an der berühmten Puerta del Sol im Herzen Madrids. Doch zu Beginn der Arbeitswoche wurden die Schneemassen schnell zum Ärgernis.

Ein Mädchen baut auf einer Strasse in Madrid einen Schneemann. Foto: Óscar Cañas/EUROPA PRESS/dpa
Ein Mädchen baut auf einer Strasse in Madrid einen Schneemann. Foto: Óscar Cañas/EUROPA PRESS/dpa - dpa-infocom GmbH

Schulen mussten schliessen, der Nachschub an Gemüse, Obst und Fleisch in Geschäften stockte. In einem Supermarkt des Stadtteils Vallecas wurde am Morgen plötzlich das gesamte Personal per Lautsprecherdurchsage auf die Strasse beordert.

«Der Lastwagen kam wegen des Schnees nicht an die Laderampe und die Obstladung musste per Hand entladen werden.» Erzählte eine Anwohnerin. Aber immerhin: Das sonst bei Krisen schnell ausverkaufte Toilettenpapier gab es noch in Hülle und Fülle.

Die Lage im Armenviertel ist besonders schlimm

Besonders schlimm blieb die Lage im Armenviertel Cañada Real südöstlich von Madrid. In der illegalen Slum-Siedlung haben die rund 4500 Bewohner schon seit drei Monaten keinen Strom. Der linke Vize-Regierungschef Pablo Iglesias forderte das zuständige Stromversorgungsunternehmen auf, die Siedlung sofort wieder an das Stromnetz anzuschliessen.

Die Stadt Madrid betonte hingegen, der Strom sei gar nicht nicht abgestellt, sondern das Netz breche dort immer wieder ab. Der zu hohe Stromverbrauch, ist auf viele Marihuana-Pflanzungen in Innenräumen zurück zu führen. Die Behörden begannen mit der Verteilung von Gasflaschen und Heizstrahlern, wie das staatliche Fernsehen RTVE weiter berichtete.

Schnee und Eis behindern die angelaufene Impfkampagne

Der Jahrhundertwinter trifft Spanien mitten in der Corona-Krise. Schnee und Eis behinderten dabei auch die gerade erst mit Schwierigkeiten angelaufene Impfkampagne. In sozialen Medien machten sich manche einen Spass: «In Madrid machen sie wirklich ernst mit der Kühlkette für den Impfstoff», scherzte etwa einer auf Twitter. Andere meinten, der Wintereinbruch könne auch seine gute Seite haben, weil die Menschen nun endlich mal wirklich zuhause blieben.

Dichter Schnee in Madrid
Dichter Schnee in Madrid - AFP

Relativ kalte Winter sind in Madrid nicht ungewöhnlich. Die Stadt liegt rund 650 Meter über dem Meeresspiegel und mehr als 300 Kilometer vom Meer entfernt. Es herrscht also ein eher kontinentales Klima.

Aber auf solche Schneemassen wie am Wochenende und für die angekündigte Kältewelle sind weder die Behörden noch die Menschen vorbereitet. Bisher starben landesweit vier Menschen.

Räumungsdienste arbeiten gegen die Zeit

Die Räumdienste arbeiteten seit dem Ende der Schneefälle am Samstagabend gegen die Zeit. Ihr Ziel ist es zumindest die wichtigsten Strassen passierbar zu machen. Am Montag wurden sogar Spitzhacken eingesetzt, um das Eis zu entfernen. Eine erhebliche Gefahr stellten auch von Dächern herabfallende grosse Eisbrocken dar.

Sich in Madrid fortzubewegen, war deshalb auch am Montag noch schwierig. Selbst auf Hauptstrassen wie etwa der Atochastrasse im Stadtzentrum war meist nur eine Fahrspur geräumt, während Gehwege gefährlichen Eispisten glichen. Die wenigen Menschen, die ihr Haus etwa für Einkäufe verliessen, gingen auf den Fahrbahnen. Das war möglich da ohnehin kaum Autos unterwegs waren.

Stadtbusse verkehrten weiterhin nicht, nur die U-Bahn stand zur Verfügung. Fernzüge hatten ihren Betrieb schon am Sonntagnachmittag wieder aufgenommen, Vorortzüge sollte ab Montagnachmittag wieder rollen. Auch der internationale Flughafen Barajas von Madrid war wieder geöffnet.

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