Achteinhalb Monate nach dem tragischen Untergang der Luxusjacht «Bayesian» hat die Bergung begonnen.
Bayesian
Menschen beobachten, wie der Schwimmkran Hebo Lift 10 zur Bergung der Superyacht Bayesian auf der Insel Sizilien in Süditalien eintrifft. - epa

Achteinhalb Monate nach dem Untergang der Luxusjacht «Bayesian» vor Sizilien mit sieben Todesopfern ist mit deren Bergung begonnen worden.

Das riesige Schiff, das vor der italienischen Mittelmeerinsel in etwa 50 Metern Tiefe liegt, soll bis Mitte Juni nach oben gebracht werden. Bei dem Manöver kommt auch ein schwimmender Kran zum Einsatz. Es gilt als extrem kompliziert. Die Kosten werden auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

Die als «unsinkbar» deklarierte 56-Meter-Jacht war Mitte August vor dem kleinen Hafen Porticello während eines Unwetters in der Nacht untergegangen – innerhalb einer Viertelstunde nur.

Palermo Yacht
Die «Bayesian» war am 19. August während eines schweren, plötzlichen Unwetters vor dem Hafen von Porticello in der Nähe von Palermo gesunken. (Archivbild) - keystone

Die genauen Umstände sind noch unklar. Sieben Menschen kamen ums Leben: der britische Software-Milliardär Mike Lynch, dessen 18-jährige Tochter, zwei befreundete Paare und der Schiffskoch.

Bis auf den Koch konnte sich die gesamte Besatzung retten. Insgesamt überlebten 15 Crewmitglieder und Gäste. Von der Bergung erhofft sich die Staatsanwaltschaft Aufschluss, wie es zu dem Unglück kommen konnte.

Ermittlungen gegen Kapitän und Herstellerfirma

Darüber gibt es jede Menge Spekulationen bis hin zu Verbindungen ins Geheimdienst-Milieu. Gegen den neuseeländischen Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder wird ermittelt.

Ihnen wird zur Last gelegt, Wetter-Warnungen ignoriert und sich nur selbst in Sicherheit gebracht zu haben. Es geht aber auch um die Frage, ob die italienische Herstellerfirma Schuld am Untergang des 17 Jahre alten Schiffs trägt.

Bayesian
Beim Untergang der «Bayesian» vor Sizilien kamen im August sieben Menschen ums Leben. (Archivbild) - Jonathan Brady/PA Wire/dpa

Die «Bayesian» mit einem Gewicht von 473 Tonnen gehörte zu den grössten Segeljachten weltweit. Aufnahmen von Unterwasserkameras zeigen, dass das untergegangene Schiff auf dem Meeresboden noch recht intakt auf der rechten Seite liegt.

In den vergangenen Monaten hatten es Taucher bereits mehrfach untersucht. Jetzt soll es möglichst unversehrt zurück ans Tageslicht gebracht werden.

Verzögerung bei Bergungsarbeiten

Insgesamt sind etwa 70 Experten im Einsatz. Die Bergung sollte eigentlich schon an Ostern beginnen, wurde aber mehrfach verschoben.

Hannah Lynch
Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah. Beide sind vor Sizilien ertrunken. - X / @Mofoman360

So ist man mit dem Zeitplan jetzt schon in Verzug: Der ursprüngliche Termin für eine Bergung bis Mitte Mai ist nicht mehr zu halten. Die Hafenbehörden vermuten, dass die Aktion 20 bis 25 Arbeitstage dauern wird.

Anschliessend soll das Schiff in den Hafen von Termini Imerese nahe Palermo gebracht werden, wo auch die Staatsanwaltschaft ihren Sitz hat.

Kosten der Bergung und mögliche Geheimnisse

Die Kosten der Bergung übernimmt die Eigentümerfirma, die Lynchs Witwe gehört. Sie war ebenfalls auf dem Schiff und überlebte.

Bergung
Während der Bergung darf weder getaucht werden, noch mit einer Drohne über das Gebiet geflogen werden. - epa

Gebaut wurde die Jacht von der Werft Perini Navi, die später von der börsennotierten Sea Group übernommen wurde. Der 75 Meter hohe Mast der «Bayesian» soll für immer im Wasser bleiben. Die Bergungsarbeiten finden etwa 900 Meter entfernt vom Ufer statt.

Tresore mit Geheimdokumenten an Bord

Der Software-Unternehmer Mike Lynch war mit dem Verkauf seiner Firma Autonomy an den Tech-Konzern Hewlett Packard (HP) zum Milliardär geworden. Daraus entwickelte sich ein jahrelanger Rechtsstreit, den der Brite schliesslich gewann.

Den Erfolg wollte er nach Medienberichten zusammen mit Familie und Freunden mit dem Urlaub auf dem Mittelmeer feiern, der dann so tragisch zu Ende ging. Lynch hatte über eine andere seiner Firmen auch Verbindungen zu verschiedenen internationalen Geheimdiensten.

Vor allem britische Zeitungen spekulieren, dass sich an Bord des Schiffes zwei Tresore befinden, in denen streng verschlüsselte Festplatten und Geheimpapiere liegen. Das Meer vor Porticello bleibt während der gesamten Bergungsarbeiten gesperrt. Das Baden und Tauchen ist ebenso verboten wie das Überfliegen mit Drohnen.

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