In Schweden kam es am Osterwochenende zu heftigen Ausschreitungen, wobei drei Menschen durch Schüsse der Polizei verletzt wurden.
Schweden
Brennender Bus in Malmö. - TT NEWS AGENCY/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • In Schweden brannten am Wochenende Autos und Mülltonnen.
  • Hintergrund der Ausschreitungen sind Kundgebungen eines bekannten Rechtsextremisten.
  • Dieser hatte den Koran verbrannt – dadurch wurden Gegendemonstrationen ausgelöst.
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Erst brennt der Koran, dann brennen etliche Autos und Mülltonnen. Es fliegen Steine und von österlicher Ruhe ist nichts zu spüren: In Schweden ist es in mehreren Städten am Osterwochenende zu heftigen Ausschreitungen gekommen.

In Malmö, Norrköpping, Linköping und Stockholm zündeten Randalierer einen Bus, mehrere andere Fahrzeuge und sogar eine Schule an. Dies berichtete der schwedische Sender SVT. Polizisten wurde mit Steinen und Molotowcocktails beworfen und teilweise gezielt eingekesselt.

Polizei genehmigte rechtsextremistische Kundgebungen

Hintergrund der Krawalle sind Kundgebungen des bekannten Rechtsextremisten Rasmus Paludan in Jonköping und Stockholm. Bei denen verbrannte dieser den Koran, das heilige Buch der Muslime.

Ausschreitungen in Schweden
In Schweden sind Unruhen ausgebrochen. Stefan Jerrevång/TT NEWS AGENCY/AP/dpa - dpa

Die Polizei genehmigte diese und mehrere weitere Veranstaltungen Paludans. Das löste wiederum heftige Kritik und Gegendemonstrationen aus. Einige der geplanten Koran-Verbrennungen fanden letztlich doch nicht statt oder wurden verlegt. Dies, nachdem bereits am Gründonnerstag und Karfreitag mehrere Polizeiautos brannten.

Drei Verletzte nach Schüssen

In Malmö stand in der Nacht zum Ostersonntag dann ein Bus in Flammen. Dies, nachdem jemand ein brennendes Objekt auf das Fahrzeug geworfen hatte. In der folgenden Nacht zündeten Randalierer eine Schule, Autoreifen und Mülltonnen an.

Im südschwedischen Norrköpping verteidigte sich die Polizei nach eigenen Angaben mit Schüssen. Drei Menschen wurden verletzt. Insgesamt sind nach Angaben der schwedischen Polizei bis zum Ostermontag 26 Polizisten und 14 andere Beteiligte verletzt worden. 200 gewalttätige Randalierer seien beteiligt gewesen, hiess es.

Unrest in Sweden
In Norrkoping wird am 17. April 2022 ein Krawall-Teilnehmer verhaftet. EPA/Stefan Jerrevang SWEDEN OUT SWEDEN OUT - keystone

Die Krawalle seien Verbrechen gegen die Gesellschaft, sagte der schwedische Polizeichef Anders Thornberg am Ostermontag bei einer Pressekonferenz. Es gebe Anzeichen, dass kriminelle Gangs an den Ausschreitungen beteiligt gewesen seien und die Situation ausgenutzt hätten. Ausserdem gebe es Hinweise darauf, dass aus dem Ausland zu Gewalt angestachelt worden sei.

Ermittlungen in Schweden gehen weiter

Trotzdem blieb zunächst noch unklar, wie und weshalb die Lage so eskalierte. Die Ermittlungen sollten weitergehen, auch weitere Festnahmen könnten folgen. Bis Ostermontag nahm die Polizei bereits 40 Menschen fest, nach Angaben der Behörden vor allem jüngere Leute.

Auch der schwedische Justizminister Morgan Johansson verurteilte die Krawalle. Er betonte am Montag, die Gewalttäter müssten bestraft werden. In Schweden gelte Meinungsfreiheit. Wer dies nicht akzeptiere, sondern gewalttätig werde, müsse sich auch darauf einstellen, Gewalt zu begegnen, sagte der sozialdemokratische Politiker.

Irak appelliert an schwedische Regierung

Er habe weiterhin volles Vertrauen in die Polizei. Es müsse nun geprüft werden, wo und wie die Einsatzkräfte verstärkt werden müssten.

Die rechten Kundgebungen und ihre Folgen sorgten auch weit über Schweden hinaus für Aufsehen: «Diese Angelegenheit hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Schweden und Muslimen.» So warnte das Aussenministerium im Irak am Wochenende.

Ausschreitungen in Schweden
Zwei Autos brennen auf einem Parkplatz während Ausschreitungen. Stefan Jerrevång/TT NEWS AGENCY/AP/dpa - dpa

Das gelte für arabische Staaten und europäische Länder mit muslimischen Gesellschaften gleichermassen. Der Irak forderte die Regierung in Stockholm dazu auf, Handlungen zu unterlassen, die die Gesellschaft spalten könnten. Oder religiöse Gefühle verletzen könnten.

Auch der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr appellierte an Schwedens Regierung, sich gegen Angriffe wie Paludans Koran-Verbrennung zu stellen. Dies, um Frieden zu wahren. Die Strömung des Geistlichen gewann im vergangenen Herbst die Parlamentswahl im Irak.

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