Jetzt verteidigt ESC-Voting-Firma das Publikums-Ergebnis

Das Wichtigste in Kürze
- Israel ist dank des Publikumsvotings beim ESC auf Platz zwei gelandet.
- Unter anderem aus Spanien und Belgien erhielt das Land viele Punkte.
- Spaniens staatlicher Sender fordert jetzt, dass die Publikumsstimmen überprüft werden.
- Die Voting-Firma verteidigt derweil das Publikums-Ergebnis.
In Spanien ist eine Debatte über Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest entbrannt. Hintergrund ist das gute Abschneiden des Landes beim Publikum. Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte den Ausschluss Israels vom Wettbewerb.
Der staatliche TV-Sender RTVE kündigte derweil an, man werde eine Überprüfung des Publikumsvotings beantragen. Dieses hatte die Teilnehmerin Israels (Yuval Raphael mit dem Song «New Day Will Rise») am Samstag auf Platz 2 katapultiert.
Als Begründung für seine Forderung nannte Sánchez das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen. Die Offensive habe sogar in der Nacht des ESC-Finales mit weiteren Bombardierungen angedauert, betonte er.

In Anspielung auf den Umgang mit Russland sagte der sozialistische Politiker: «Wir dürfen keine doppelten Standards in der Kultur zulassen.»
Niemand habe sich empört, als Russland wegen der Invasion der Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde. «Dasselbe sollte auch für Israel gelten», sagte Sánchez.
RTVE wollte seinen Antrag auf Überprüfung des Televotings im Laufe des Montags bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) einreichen. Dies laut eigenen Angaben.
«Mehrere Länder werden ebenfalls denselben Antrag stellen. Da sie der Ansicht sind, dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde. Und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte», teilte der Sender mit.
Voting-Firma: Abstimmungsergebnisse sind korrekt
Die EBU bestätigt, dass Rückmeldungen mehrerer Fernsehsender eingegangen sind. Die Europäische Rundfunkunion verweist auf die Firma Once in Köln, die seit Jahren das Televoting für den ESC koordiniert. Diese verteidigt sich, dass die Abstimmungsergebnisse aus allen Ländern korrekt angegeben worden seien.
ESC-Direktor Martin Green teilte auf Anfrage mit: «Wir können bestätigen, dass wir seit dem grossen Finale am Samstag mit mehreren Sendern in Bezug auf die Stimmabgabe im Wettbewerb in Kontakt gestanden haben.»

Man nehme ihre Bedenken ernst. Er werde im Hinblick auf die 70. Ausgabe nächstes Jahr in Österreich eine umfassende Diskussion geben.
Das Abstimmungsverfahren für den Eurovision Song Contest sei «das fortschrittlichste der Welt».
Alles werde geprüft und verifiziert, «um verdächtige oder unregelmässige Abstimmungsmuster auszuschliessen», teilte Green weiter mit.
Belgischer Sender stellt ESC-Teilnahme infrage
Derweil stellt der belgische öffentlich-rechtliche Sender VRT wegen, aus Sicht des Senders, offener Fragen zum ESC-Zuschauervoting sogar seine künftige ESC-Teilnahme infrage. Denn das ESC-Zuschauervoting sei manipulationsanfällig.
Es brauche ernsthafte Antworten auf Bedenken bezüglich des Eurovision Song Contests, teilte der Sender mit. Nach VRT-Angaben will die für die ESC-Ausstrahlung zuständige Europäische Rundfunkunion (EBU) Gespräche mit den beteiligten Sendern führen.

Es lägen zwar keine Hinweise darauf vor, dass die Stimmenauszählung nicht korrekt durchgeführt wurde, so VRT. Weiter heisst es jedoch: «Wir fordern von der EBU volle Transparenz. Die Hauptfrage ist, ob das derzeitige Abstimmungssystem ein faires Abbild der Meinungen der Zuschauer und Zuhörer garantiert.»
Israel bei Publikumsabstimmung an der Spitze
Beim Publikum lag Israel deutlich vorn. Das Land hatte die Sängerin Yuval Raphael nach Basel geschickt.
Die 24-Jährige ist eine Überlebende des Massakers der islamistischen Hamas und weiterer Terrorgruppen vom 7. Oktober 2023. Wegen des Gazakriegs gab es in Basel immer wieder Proteste gegen ihre Teilnahme.
Hast du dir den Final des Eurovision Song Contests angeschaut?
Dabei bekam Israel bei der Zuschauerabstimmung auch aus Ländern hohe Punktzahlen, in denen das Handeln der Regierung eher kritisch betrachtet wird: etwa Spanien, Belgien oder Irland. Insgesamt bekam Raphael knapp 300 Punkte von den Zuschauenden aus den 37 Teilnehmerländern – so viele wie niemand sonst.
Null Zuschauer-Punkte für die Schweiz
Die Schweiz erhielt vom Publikum überraschend null Punkte. Nach dem Jury-Voting hatte unsere Kandidatin Zoë Më noch auf Zwischenrang zwei hinter Österreich gelegen. Zum Schluss reichte es lediglich für Rang 10.

Nach den null Zuschauerpunkten war die Schweiz fassungslos. Co-Moderatorin Anna Rossinelli fragte im SRF: «Ist da nicht was falsch gelaufen?»
Kollege Sven Epiney reagierte prompt und sagte: «Die rechnen das schon richtig!»