«Islamisches System» laut Taliban einziger Weg für Frieden in Afghanistan

Das Wichtigste in Kürze
- Radikale Islamisten wollen Friedensgespräche fortsetzen.
Allerdings sei die Einführung eines «echten islamischen Systems» der einzige Weg, um den Krieg im Land zu beenden, erklärte der stellvertretende Taliban-Chef Abdul Ghani Baradar am Sonntag. Die Rechte aller Afghanen einschliesslich der Frauen würden in einem solchen System vollständig respektiert, versicherte er.
Die Gespräche zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul, die im September vergangenen Jahres in Doha begonnen hatten, sind seit Monaten festgefahren. Seit die USA Anfang Mai mit ihrem Truppenabzug vom Hindukusch begonnen haben, hat auch die Gewalt im Land wieder deutlich zugenommen. Die Regierungstruppen zogen sich in den vergangenen Wochen nach gezielten Angriffen aus einer Reihe ländlicher Gebiete zurück und überliessen diese den Taliban.
Trotz des Anstiegs der Gewalt sicherte Baradar das Interesse der Taliban an einer Fortsetzung der Friedensgesprächen zu: «Unsere Teilnahme an den Verhandlungen zeigt offen, dass wir an eine Lösung der Probleme durch (gegenseitiges) Verständnis glauben.»
Baradar, der die Taliban bei den Gesprächen in Doha repräsentiert, rief ausserdem junge Afghanen auf, das Land nicht zu verlassen. «Bleibt und dient (eurem) Land und Volk: Das Islamische Emirat wird euch die Gelegenheit dazu geben», erklärte er. Im vergangenen Jahr waren dutzende gebildete junge Menschen in gezielten Attentate getötet worden, die den Taliban zugeschrieben werden. Viele junge Menschen verliessen daraufhin Afghanistan.
Der Taliban-Vizechef sicherte auch Minderheiten, Diplomaten und Mitarbeitern internationaler und humanitärer Organisationen zu, in einem künftigen Regierungssystem unter Beteiligung der Taliban sicher zu sein. «In diesem Punkt brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.»
Afghanistans Präsident Aschraf Ghani reagierte zurückhaltend: «Die Taliban müssen sich entscheiden: Frieden schliessen oder das afghanische Volk weiterhin als Feinde behandeln», erklärte er. «Die Taliban sind für den Krieg verantwortlich. Wir haben der Welt und den Afghanen unseren Friedensplan vorgelegt, aber wo ist der ihre?»