Hakenkreuze sind in Games nicht mehr tabu

Das Wichtigste in Kürze
- Das Hakenkreuz per se ist in Deutschland ein verbotenes Symbol.
- Filme erhalten im Rahmen der künstlerischen Freiheit eine Sondererlaubnis.
- Diese wurde jetzt auch dem Game «Through the Darkest of Times» gegeben.
Im Computerspiel «Through the Darkest of Times» schlüpft der Spieler in die Rolle eines Widerstandskämpfers im Zweiten Weltkrieg. Seine Gegner sind klar zu identifizieren: Sie tragen Hakenkreuze. Und der grösste Feind heisst Hitler und hat ein Bärtchen.
Was in Filmen, die in der Nazi-Zeit spielen, selbstverständlich ist, war in Computerspielen in Deutschland bisher tabu. Hakenkreuz und Hitlergruss durften nicht verwendet werden. «Through the Darkest of Times» ist das erste Computerspiel, das trotz der verfassungswidrigen Symbole eine Freigabe bekam. Seit es auf der Spielemesse Gamescom in Köln vorgestellt wurde, sorgt es für Diskussionen.
Gleichberechtigung für das Game
Gebrochen hat das Tabu die Prüfstelle Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die damit erstmals einem Computerspiel die gleiche «künstlerische Freiheit» im Umgang mit verfassungwidrigen Symbolen zugestand, wie Film und Theater sie geniessen. Spiele, die sich kritisch mit der Geschichte auseinandersetzten, könnten nun eine Freigabe erhalten, sagte die Geschäftsführerin der USK, Elisabeth Secker.
Noch 1998 hatte ein Gericht Hakenkreuze und andere Nazi-Symbole in Videospielen verboten. Die Richter fürchteten, dass sich Jugendliche dadurch daran gewöhnen könnten. Die USK will auch in Zukunft bei jedem einzelnen Spiel prüfen, ob die Verwendung von Nazi-Symbolen darin angemessen ist.
«Dadurch, dass die Entwickler Angst haben mussten zu sagen, worum es eigentlich geht, haben sie sich eben irgendwelche Fantasiesachen ausgedacht», sagt Jörg Friedrich, der das Computerspiel «Through the Darkest of Times» mit entwickelt hat. «Dann heisst Hitler nicht mehr Hitler, sondern Heiler und hat keinen Bart mehr, und es geht nicht mehr um Juden, sondern um Verräter, und das finde ich problematisch, weil dann ein Aspekt der Geschichte gar nicht dargestellt wird.»
«Mit Hakenkreuzen spielt man nicht»
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) kritisierte hingegen die Entscheidung der USK. «Mit Hakenkreuzen spielt man nicht», sagte sie der Funke Mediengruppe. Gerade in Deutschland müssten sich die Menschen «auch heute ihrer besonderen historischen Verantwortung immer bewusst sein».
Auch Stefan Mannes vom Internet-Portal «Zukunft braucht Erinnerung» missbilligt die Zulassung. Wie solle man Jugendlichen erklären, dass sie im Computerspiel die Hakenkreuzfahne hissen dürfen, aber vor Gericht landen, wenn sie ein Hakenkreuz auf die Hauswand sprühen?, fragt er.
Der Historiker Klaus-Peter Sick vom deutsch-französischen Forschungszentrum Marc Bloch in Berlin weist dieses Argument zurück. Die Spieler seien intelligent genug, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden, sagt er. Niemand werde ein Nazi, nur weil er Hakenkreuze sehe.