Graz: Psychologe hält Mobbingthese bei Schütze (†21) für plausibel

Das Wichtigste in Kürze
- In Graz tötete ein Ex-Schüler an einem Gymnasium zehn Menschen und beging Suizid.
- Mobbing könnte laut Experten ein mögliches Motiv für die Tat gewesen sein.
- Österreich trauert landesweit – die Politik diskutiert über strengere Waffengesetze.
Heute hat Österreich den Opfern des tragischen Amoklaufs an einer Grazer Schule mit einer landesweiten Trauerminute gedacht.
Während das Land trauert, versuchen die Behörden weiterhin, das Motiv des 21-jährigen Täters zu ergründen.
Der junge Mann hatte am Dienstag an seiner ehemaligen Schule mit zwei Feuerwaffen zehn Menschen erschossen. Anschliessend hat er sich selbst das Leben genommen.
Trotz eines hinterlassenen Abschiedsbriefes des Täters bleiben die Gründe für seine Tat unklar.
Experten sehen jedoch zunehmend Anzeichen dafür, dass jahrelanges Mobbing eine Rolle gespielt haben könnte.
Mobbing-Motiv plausibel
Josef Zollneritsch vom schulärztlichen Dienst der Bildungsdirektion Steiermark sieht ein Mobbing-Motiv als plausibel an: «Kleinste Nadelstiche können sich im Laufe der Zeit zu einer gewaltigen Kränkung steigern», sagte er im ORF-Fernsehen.
Zollneritsch betonte, dass Schulpsychologen immer mehr Fälle beobachten, in denen Schüler sich nicht gesehen und angenommen fühlen. Dies könne zu latenter oder offener Gewalt führen.
«Wir müssen feststellen, dass wir ganz allgemein steigende sozial-emotionale Schwierigkeiten haben. Nicht nur in den steirischen Schulen, sondern in allen Schulen Österreichs», fügte er hinzu.
Dreitägige Staatstrauer verhängt
In Graz und im ganzen Land ist die Trauer gross. Hunderte Menschen nahmen an einem Trauergottesdienst teil und im Stadtzentrum bildeten Kerzen ein Lichtermeer zum Gedenken an die Opfer.
Die österreichische Bundesregierung unter Kanzler Christian Stocker hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Trotz der Trauer wird bereits eine Debatte über die Waffengesetze des Landes geführt. Im Vergleich zu Deutschland sind diese weniger streng: Praktisch jeder 18-Jährige kann bestimmte Gewehre kaufen.
Für den Kauf einer Faustfeuerwaffe – wie sie der Amokläufer benutzte – ist eine Waffenbesitzkarte erforderlich. Diese wurde dem Täter nach einem psychologischen Test ausgestellt.