Feuerpause in Afghanistan hält auch am dritten Tag des Opferfests

Das Wichtigste in Kürze
- Regierung lässt 300 weitere Taliban-Kämpfer frei - Hoffnung auf Friedensgespräche.
Am Sonntag meldeten die Behörden keine grösseren Anschläge in dem Land am Hindukusch. Die Regierung und die Taliban versuchen seit Monaten Friedensgespräche zu beginnen, um den seit vielen Jahren andauernden Krieg in Afghanistan zu beenden.
Das Schweigen der Waffen war von beiden Seiten anlässlich des islamischen Opferfestes Eid al-Adha angekündigt worden. Es ist erst die dritte offizielle Feuerpause in Afghanistan in 19 Jahren Krieg. «Dieses Fest fühlt sich anders an. Die Parks sind voller Menschen. Man vergisst fast, dass seit 40 Jahren Krieg in diesem Land tobt», sagte Schahpoor Schadab aus der Stadt Dschalalabad.
In der Provinz Sabul trugen einige Menschen Gedichte vor, mit dem Wunsch, die Waffenruhe möge dauerhaft bleiben. «Das ist eine grossartige Chance, die Waffenruhe heute zu verlängern und direkt mit den innerafghanischen Gesprächen zu beginnen», sagte Sardar Wali mit Blick auf mögliche Friedensgespräche.
Sowohl Präsident Aschraf Ghani als auch die Taliban hatten im Vorfeld signalisiert, dass womöglich sofort nach dem Opferfest Friedensgespräche beginnen könnten, das noch bis einschliesslich Montag dauert.
Wie der Nationale Sicherheitsrat der afghanischen Regierung mitteilte, wurden seit Beginn des Opferfests am Freitag 300 weitere Taliban-Kämpfer freigelassen. Damit sei die Zahl der freigekommenen Extremisten auf 4900 gestiegen. Allerdings weigerte sich die Regierung, hunderte Kämpfer von der Forderungsliste der Taliban freizulassen, die sie als zu gefährlich einstuft.
Hintergrund ist eine Vereinbarung zu einem Gefangenenaustausch als Vorbereitung auf Friedensgespräche zwischen den Taliban und der Regierung. Kabul sollte 5000 Taliban aus Gefängnissen entlassen, die Aufständischen sollten dafür 1000 Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte freilassen.
Die USA und die Taliban hatten im Februar das Abkommen von Doha geschlossen. Ziel ist die Regelung des US-Truppenabzugs aus Afghanistan nach fast zwei Jahrzehnten Krieg. Im Gegenzug sollen die Taliban die Gewalt in Afghanistan reduzieren und Garantien dafür geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen. Dafür soll es ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Taliban geben. Bisher sind Versuche, das Abkommen auf den Weg zu bringen, gescheitert.