Wenig Einkommen heisst meist auch weniger Geld für Lebensmittel. Das kann auch sozialen Folgen haben. Vor allem für Kinder können diese schmerzhaft sein.
Wenig Einkommen heisst meist auch weniger Geld für Lebensmittel.
Wenig Einkommen heisst meist auch weniger Geld für Lebensmittel. - Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Ein geringes monatliches Budget für Essen hat weit mehr Auswirkungen als man zunächst denken mag. So zeigen Studien einerseits, dass sich Menschen mit wenig Geld oft ungesünder ernähren. Gleichzeitig wirkt sich sogenannte Ernährungsarmut aber auch sozial und kulturell aus, wie Tina Bartelmess, Juniorprofessorin für Ernährungssoziologie an der Universität Bayreuth, erklärt.

Betroffene könnten zum Beispiel ihrem Kind keinen Geburtstagskuchen mit in die Kita geben oder Freunde zu sich einladen. «Wer so arm ist, dass er überlegen muss, wie er sein Kind ernährt bekommt, kann für dieses keine Geburtstagsfeiern ausrichten oder sich Übernachtungsgäste leisten», erläutert sie.

Kaum Erhebungen zu Ernährungsarmut

«Ernährung ist ein gesellschaftliches Phänomen, was ganz stark mit sozialer Integration zu tun hat», sagte Bartelmess. «Menschen essen gemeinsam und definieren dadurch quasi auch ihre Identität.» Davon seien Menschen aber ausgeschlossen, denen das Geld fehle, sich gesundheitsbewusst und bestimmten kulturell akzeptierten Ernährungsweisen entsprechend zu ernähren.

Wie viele Menschen in Deutschland von Ernährungsarmut mit all ihren Aspekten betroffen sind, ist nach Angaben von Bartelmess nicht bekannt. Dem jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht zufolge lebten rund 16 Prozent der deutschen Bevölkerung an der Armutsgrenze - und gemeinhin werde davon ausgegangen, dass ein gewisser Teil davon auch von Ernährungsarmut betroffen sei, erläuterte die Forscherin. Armutsgefährdet seien vor allem Erwerbslose, Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende mit mehreren Kindern und Senioren.

Welche Faktoren zu Ernährungsarmut führen und wie diese bewältigt beziehungsweise abgemildert werden kann, daran forschen Bartelmess und ihr Team am Campus Kulmbach der Universität Bayreuth. Darüber sei so wenig bekannt, weil Ernährungsarmut eben nicht systematisch statistisch erfasst werde und weil diese kaum sichtbar sei, sagte Bartelmess. «Finanzielle Armut ist sehr mit Scham behaftet, weil es gesellschaftlich auch oft als selbstverschuldet wahrgenommen wird.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LebensmittelArmut