Ermittlungen gegen französische Küstenwache nach Migranten-Drama

Obwohl die Migranten sich über Stunden per Handy von ihrem sinkenden Boot an die Retter in Frankreich wandten, hätten diese sie an die britische Seite verwiesen, ohne Hilfe zu schicken, lautet der Vorwurf.
Dieser wurde zunächst von zwei Überlebenden der Katastrophe erhoben und später durch Recherchen der Zeitung «Le Monde» untermauert, die sich auf Funksprüche und Ermittlungsakten stützten.
Das aufblasbare Boot hatte am 24. November 2021 bei der Überfahrt von Nordfrankreich nach Grossbritannien Luft verloren, die überwiegend kurdischen Migranten stürzten ins Wasser. Ein Fischerboot entdeckte die im Ärmelkanal treibenden Leichen, darunter fünf Frauen und ein kleines Mädchen. Wie «Le Monde» minuziös berichtete, ging der erste Hilferuf von dem Boot um 1.48 Uhr bei der französischen Küstenwache ein. Ein letztes Handytelefonat, bei dem die Migranten bereits im Wasser trieben und Schreie zu hören waren, brach gegen 4.30 Uhr ab.
Bei den Vorermittlungen hatte es von der Küstenwache geheissen, dass in der Unglücksnacht etliche Migranten mit ihren Booten in Seenot geraten seien und Rettungsschiffe von britischer und französischer Seite im Einsatz gewesen seien. Es sei Verwirrung entstanden, ob tatsächlich allen geholfen wurde.
Ausser gegen Beamte der Küstenwache laufen Ermittlungen auch gegen zehn mutmassliche überwiegend afghanische Schleuser, berichtete «Le Parisien». Das Unglück sorgte damals für Entsetzen sowie für Spannungen zwischen Frankreich und Grossbritannien.