Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will bei einer Fernsehansprache an die Nation am Donnerstagabend «starke Massnahmen» ankündigen.
Druck auf Präsident Macron vor TV-Ansprache an die Nation
Druck auf Präsident Macron vor TV-Ansprache an die Nation - POOL/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreichs Präsident durch historischen Kurssturz unter Druck.
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Das verlautete aus dem Umfeld des Staatschefs. Im Gespräch ist laut einem Medienbericht unter anderem ein Aufschub der Kommunalwahlen, die ab Sonntag stattfinden. Unter Druck setzt den Präsidenten auch ein historischer Kurssturz an der Pariser Börse.

Macron wollte sich um 20.00 Uhr live im französischen Fernsehen äussern. «Der Präsident berät, die Entscheidungen sind noch nicht getroffen», sagte ein Mitarbeiter Macrons.

Unterdessen schloss die Pariser Börse mit einem historischen Verlust von mehr als zwölf Prozent. Der Leitindex CAC 40 gab um 565 Zähler auf 4044,26 Punkte nach. Das war prozentual ein grösserer Verlust als am Tag der New Yorker Anschläge vom 11. September 2001 und in der Finanzkrise am 10. Oktober 2008, als das Minus jeweils mehr als sieben Prozent zum Handelsschluss betrug.

Die Opposition hatte zuvor bei einem Treffen mit Premierminister Edouard Philippe einen besseren Schutz für Wirtschaft und Bürger gefordert. Die bürgerliche Partei Les Républicains (Die Republikaner) von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy verlangte einen «echten Antikrisen-Schild». Sie brachte Steuererleichterungen und Hilfen wegen der Kurzarbeit ins Gespräch. Derzeit sind in Frankreich 3600 Unternehmen und rund 60.000 Angestellte wegen des Coronavirus von Kurzarbeit betroffen, vor allem in der Tourismus- und Reisebranche.

Die Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich) forderte, Kurzarbeitern ihr volles Gehalt zu zahlen. Die Kommunisten verlangten eine stärkere staatliche Unterstützung für die Krankenhäuser. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen beklagte, der Premier habe keine Antwort zur Verfügbarkeit von Atemschutzmasken und Virentests gegeben.

Die Wochenzeitung «Journal du Dimanche» berichtete in ihrer Online-Ausgabe, Macron lasse einen möglichen Aufschub der Kommunalwahlen prüfen. Die erste Runde findet diesen Sonntag statt, die Stichwahl am Sonntag kommender Woche. «Alle Optionen liegen auf dem Tisch», zitierte das Blatt einen Mitarbeiter Macrons, ohne ihn namentlich zu nennen.

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sagte dem Fernsehsender BFM-TV, eine Schliessung aller Schulen im Land sei derzeit nicht die Strategie der Regierung. Er sei sich mit Partnerländern wie Deutschland einig, dass «gezielte Schliessungen» von Schulen in betroffenen Gebieten besser seien, sagte er nach einer Videokonferenz der EU-Bildungsminister.

Der Generaldirektor im Gesundheitsministerium, Jérôme Salomon, hatte am Mittwochabend gesagt, Frankreich müsse sich auf «ein Szenario wie in Italien» vorbereiten. Die Regierung hatte zuvor Versammlungen mit mehr als tausend Teilnehmern untersagt, Schulen und Krippen in den besonders betroffenen Gebieten sind geschlossen. Nach Angaben des Ministeriums gab es in Frankreich zuletzt 48 Todesfälle und 2281 Infektionen.

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