Dänemark führt Liste mit «Bürger zweiter Klasse»

Das Wichtigste in Kürze
- Dänemark nahm 28 neue «Ghetto»-Stadtviertel in eine Liste auf.
- Die Parallelgesellschaften sollen aufgelöst werden.
- Den Bewohnern drohen Regeln und Sanktionen.
Seit einigen Jahren veröffentlicht das Wohnbauministerium in Kopenhagen jeweils im Dezember eine Ghetto-List mit auffälligen Wohnquartieren. Diese Woche wurden 28 neue darunter eingestuft, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Die Liste dient laut der Regierung dazu, entstehende Parallelgesellschaften zu erkennen und gegen sie vorzugehen. Seit der Umsetzung des Gesetzes Anfang Jahres wurde Kritik laut: Der Politik wird vermehrt Rassismus vorgeworfen.

Dies, weil die Wohngegenden grösstenteils aus muslimischen, ärmlichen Migrantenviertel bestehen.
Den «Ghettos», welche sich auf der Regierungs-Liste befinden, drohen Regelverschärfungen und Sanktionen. So müssen Kinder ab ihrem ersten Lebensjahr mindestens 25 Stunden pro Woche in der Kita verbringen. Dort soll ihnen die dänische Sprache, Traditionen und Werte vermittelt werden.
11'000 Menschen droht Umsiedlung
Halten sich Eltern nicht an diese Vorschrift, drohen ihnen Kürzungen der Sozialleistungen. Wer fünf Jahre hintereinander auf der «Ghetto-Liste» steht, hat eine Umsiedlung zu befürchten. Diese würde für etwa 11'000 Menschen ein Wohnwechsel bedeuten.
Jugendliche aus dem Wohngebiet Tingbjerg, welches ebenfalls zu den Ghettovierteln zählt, publizierten nun einen offenen Brief an den Minister. Sie fordern, die Liste zu verbannen und wollen nicht länger als «Bürger der zweiten Klasse» behandelt werden.
Wer Kriterien erfüllt, gilt als Ghetto
Fünf Kriterien bestimmen das Ghetto-Gesetz. Treffen drei davon zu, kommt das Stadtviertel auf die Liste. Zum einen muss die Arbeitslosigkeit über 40 Prozent betragen, mehr als 60 Prozent der Erwachsenen können nur die Grundschule vorweisen.
Das Durchschnittseinkommen liegt bei weniger als 55 Prozent der ganzen Region und mehr als die Hälfte der Einwohner müssen Migranten aus nicht westlichen Ländern sein. Zudem muss die Zahl der verurteilten Straftätern das Dreifache des nationalen Durchschnitts übersteigen.