Terroranschlag auf Synagoge: Polizei erntet Kritik

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Deutscher hatte am 9. Oktober 2019 versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen.
- Er war schwer bewaffnet.
- Die Polizei erntete Kritik für ihren Einsatz.
Ein schwer bewaffneter Deutscher hatte am 9. Oktober 2019 versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, in der Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen.
Als der Angreifer scheiterte, erschoss er in der Nähe eine 40-Jährige – und in einem Imbiss einen 20-Jährigen. Auf der Flucht verletzte der Täter ein Paar schwer, bevor er festgenommen wurde. Der 27-Jährige hat den Anschlag gestanden und rechtsextreme und antisemitische Motive eingeräumt.
Video aus Überwachungskamera
Das berichteten am Freitagabend WDR, NDR und «Süddeutsche Zeitung». Dabei berufen sie sich auf ein Video aus der Überwachungskamera in der angegriffenen Synagoge. «Mitten in einer deutschen Grossstadt liegt eine Person niedergeschossen auf dem Asphalt, aber Passanten gehen weiter», schrieb die SZ.
Dem nun veröffentlichten Bericht des Rechercheteams zufolge traf die Polizei zehn Minuten nach dem Mord an der Passantin um 12.11 Uhr zunächst mit nur einem Streifenwagen ein. Das deckt sich mit Aussagen des Landesinnenministeriums, das kurz nach dem Anschlag ein Minutenprotokoll des Einsatzes veröffentlicht hat.
Eine Beamtin steigt laut SZ im Video «ruhig» aus dem Wagen und gehe einmal um das Opfer herum. Dabei leiste sie keine Erste Hilfe. In Ermittlerkreisen wird davon ausgegangen, das Opfer sei bereits tot gewesen – die Beamtin hätte die liegende Frau zudem «überprüft». «Minutenlang» habe die Polizistin laut SZ anschliessend gewartet, weder Schutzausrüstung angelegt noch ihre Waffe in der Hand gehabt.
Kritik am Polizeieinsatz
Das Video geht nach Angaben der SZ bis 12.22 Uhr. Bis zu diesem Zeitpunkt sei kein Notarzt eingetroffen, der den Tod der 40-Jährigen hätte feststellen können.
Bereits am Abend nach dem Angriff gab es Kritik am Polizeieinsatz. Die Polizei sei etwa zu spät am Tatort gewesen, hatte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle gesagt. Ein Untersuchungsausschuss im Landtag von Sachsen-Anhalt soll den Polizeieinsatz beleuchten.