Die Festspiele in Bayreuth starten mit einer Flucht in die Liebe: «Tristan und Isolde» erntet positive Resonanz und Lob vom Publikum.
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Bayreuther Festspielhaus. - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • In Bayreuth haben die Festspiele mit dem Stück «Tristan und Isolde» gestartet.
  • Dabei geht es um ewige Liebe und bietet somit Flucht von der Realität.
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Draussen wüten Seuche, Krieg und Chaos – und im Festspielhaus träumt man von der Liebe, die ewig währt. Die Festspiele in Bayreuth setzen mit einem neuen «Tristan» zur Eröffnung knallhart auf Weltflucht.

Die Zeiten sind alles andere als rosig: Noch immer toben eine Pandemie und in der Ukraine ein Angriffskrieg. Der Klimawandel schlägt zu, es gibt unerträgliche Temperaturen und Dürre in Teilen Europas. Und in diesen Zeiten träumen die Bayreuther Festspiele den Traum aller Träume - den von der ewigen Liebe.

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Stephen Gould (Tristan) und Catherine Foster (Isolde) in der Bayreuther Neuinszenierung. - Enrico Nawrath/Festspiele Bayreuth/dpa

Er war eigentlich die Notlösung: Erst Ende 2021 gab Katharina Wagner dem Regisseur Roland Schwab den Auftrag für einen neuen «Tristan». Sie hatte Angst davor, Corona könnte andere Aufführungen platzen lassen. Die Festspieleröffnung zeigt, dass es eine goldrichtige Idee war.

Ironiefrei und romantisch

Bei der Premiere am Montagabend gibt es minutenlangen Applaus und Jubel für die neue Bayreuther Version von «Tristan und Isolde». Die Neuproduktion von Regisseur Roland Schwab erzählt völlig ironiefrei eine utopische, überaus romantische Interpretation von Richard Wagners grosser Liebesoper. Sie trifft in Zeiten von Krieg, Krise und Chaos beim Publikum offensichtlich einen Nerv. Schon nach den einzelnen Aufzügen zeigen sich die Zuschauer begeistert.

Regisseur Schwab wurde in Bayreuth gefeiert

Dabei gilt der Jubel zwar vor allem der stimmgewaltigen Catherine Foster als Isolde und Bayreuths Marathon-Männern Stephen Gould. Er singt nebst dem Tristan bei den Festspielen 2022 auch noch den Tannhäuser. Doch auch Regisseur Schwab und sein Team wurden gefeiert - keine Selbstverständlichkeit in Bayreuth.

Seine Idee ist dabei so schlicht wie überzeugend: Was, wenn wir ihn einfach mal wagen würden? Diesen Traum von der Liebe, die Zeiten überdauert, den Traum von Philemon und Baucis Hand in Hand?

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Der Regisseur Roland Schwab steht vor dem Festspielhaus in Bayreuth. - Keystone

Schwab lässt Tristan und Isolde dank LED-Technik wahlweise in den romantischen Sternenhimmel schauen. Oder in ein Meer, das sich wie nach einer Hai-Attacke blutrot färbt. Oder er lässt sie in einem Liebesstrudel nahezu versinken.

Noch mehr Applaus als für diese Idee gibt es allerdings für Dirigent Markus Poschner. Er hat die Aufgabe kurzfristig von Cornelius Meister übernommen. Dieser musste für den an Corona erkrankten Pietari Inkinen als «Ring»-Dirigent einspringen.

Nicht nur die Corona-Pandemie machte den Festspielen in Bayreuth dieses Jahr zu schaffen. Zuletzt überschatteten auch noch Sexismus-Vorwürfe den Start in das Opernspektakel. Der «Nordbayerische Kurier» berichtete von Frauen, die Opfer von Übergriffen und Anzüglichkeiten wurden. Auch Festspielleiterin Katharina Wagner bestätigte, dass sie selbst davon betroffen war.

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