Im Kaschmir-Konflikt zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten Indien und Pakistan sind Kampfflugzeuge abgeschossen worden.
Pakistanische Soldaten vor Wrackteilen eines indischen Jets
Pakistanische Soldaten vor Wrackteilen eines indischen Jets - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Pakistans Premier warnt vor Eskalation zwischen benachbarten Atommächten.
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Pakistan erklärte am Mittwoch, zwei indische Kampfjets abgeschossen und zwei Piloten gefangen genommen zu haben. Indien widersprach dieser Version, bestätigte den Verlust eines Flugzeugs und meldete seinerseits den Abschuss eines pakistanischen Kampfflugzeugs.

Pakistans Premierminister Imran Khan rief Indien zu Gesprächen auf und warnte vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Atommächten. «Können wir uns irgendeine Fehlkalkulation leisten mit der Art Waffen, die wir haben und die ihr habt?», sagte er in einer Fernsehansprache.

Der pakistanische Armeesprecher Asif Ghafoor sagte vor Journalisten, eines der abgeschossenen indischen Flugzeuge sei in den pakistanischen Teil Kaschmirs gestürzt, das andere in den indischen Teil. Ein Pilot sei in Haft, der andere im Krankenhaus. «Wir wollen keine Eskalation, wir wollen nicht auf einen Krieg zusteuern», sagte Ghafoor und rief die Regierung in Neu Delhi ebenfalls zu Gesprächen auf.

Seinen Angaben zufolge überflogen die pakistanischen Jets zunächst die Kontrolllinie zum indischen Teil Kaschmirs, um militärische Stärke zu demonstrieren. Die Jets hätten nichtmilitärische Ziele wie Versorgungslager getroffen. Danach hätten zwei indische Flugzeuge die Kontrolllinie überquert. «Die pakistanische Luftwaffe war bereit, sie haben sie angegriffen, es gab ein Gefecht», sagte Ghafoor.

Ein Sprecher des indischen Aussenministeriums sagte, ein pakistanisches Kampfflugzeug, das an einem Angriff «gegen Militäreinrichtungen auf der indischen Seite» beteiligt gewesen sei, sei getroffen worden. Bodentruppen hätten gesehen, wie die Maschine auf pakistanischer Seite zu Boden gegangen sei. Der Pilot werde vermisst. Pakistanische Medien veröffentlichten später ein Video, das angeblich einen festgenommenen indischen Piloten beim Verhör zeigt.

Pakistan sperrte bis auf Weiteres seinen Luftraum. In Indien wurden sechs Flughäfen geschlossen und ein grosses Gebiet nördlich von Neu Delhi für die zivile Luftfahrt gesperrt.

Im Kaschmir-Konflikt ist die Anspannung gross, seit bei einem Selbstmordattentat am 14. Februar 41 indische Sicherheitskräfte getötet wurden. Die Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed beanspruchte die Tat für sich. Indien beschuldigt Pakistan, den Anschlag unterstützt zu haben. Islamabad weist die Anschuldigungen zurück.

Am Dienstag flog das indische Militär Luftangriffe auf Ziele in Pakistan und tötete dabei nach Angaben der Regierung islamistische Kämpfer. Es war der erste Luftangriff Indiens auf pakistanisches Gebiet seit 1971. Pakistan drohte «baldige» Gegenmassnahmen an.

Indiens Aussenministerin Sushma Swaraj versicherte am Mittwoch, Indien wolle keine weitere Eskalation. Bei dem Luftangriff vom Dienstag habe es sich um einen «Präventivangriff» gehandelt. Es sei darum gegangen, «terroristische Infrastruktur» der Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed zu zerstören, um einem weiteren Anschlag in Indien «zuvorzukommen».

US-Aussenminister Mike Pompeo forderte am Dienstag beide Seiten zur «Zurückhaltung» auf. Eine Eskalation müsse «um jeden Preis» verhindert werden, erklärte Pompeo nach einem Telefonat mit seinen Kollegen in Indien und Pakistan. Auch China rief beide Länder am Mittwoch zur Zurückhaltung und zum Dialog auf.

Das Verhältnis von Indien und Pakistan ist seit der Unabhängigkeit von Grossbritannien 1947 gespannt. Seit der Aufteilung des Subkontinents führten Indien und Pakistan drei Kriege gegeneinander, umstritten blieb besonders die Region Kaschmir. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan.

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