Weltweite Klimaproteste erhöhen Druck auf Politik vor UN-Klimagipfel

Das Wichtigste in Kürze
- Mehr als 600.000 Demonstranten in Deutschland - Protest auch gegen Konsumrausch.
Die weltweiten Klimaproteste begannen am Freitag in Australien und gingen in Asien und Europa weiter. In Deutschland beteiligten sich laut der Schülerbewegung Fridays for Future mehr als 600.000 Menschen. In mehreren Städten protestierten Klimaaktivisten am sogenannten «Black Friday» auch gegen übertriebenen Konsum zu Lasten der Umwelt.
Am neuerlichen bundesweiten Klima-Protesttag machten nach Angaben der Organisatoren rund 630.000 Menschen in Deutschland Druck auf die Politik. Zur grössten Einzeldemonstration kamen demnach in Berlin rund 60.000 Teilnehmer zusammen, die Polizei sprach von mehreren zehntausend Demonstranten. In Hamburg waren es laut Fridays for Future etwa 55.000, in München protestierten 33.000.
Die hauptsächlich von Schülern und Studenten getragene Bewegung Fridays for Future hatte zu Protestaktionen in mehr als 520 Orten aufgerufen. Damit wollten die Aktivisten ihre Forderungen nach einer Überarbeitung des Klimapakets der Bundesregierung und einem schnelleren Kohleausstieg unterstreichen. Die Proteste waren Teil eines globalen Klimaaktionstags in mehr als 150 Staaten und wurden von Gewerkschaften und Künstlern unterstützt.
In der australischen Millionenmetropole Sydney, die wegen der nahegelegenen Waldbrände erneut unter einer dichten Rauchwolke hing, versammelten sich hunderte Schüler und Aktivisten vor der Parteizentrale der Regierungspartei. Die Demonstranten machten den Klimawandel für die schlimmen Waldbrände verantwortlich, die seit Wochen im Südosten Australiens wüten. «Ihr verbrennt unsere Zukunft», stand auf einem Plakat.
Auch in Asien und der Pazifikregion folgten Demonstranten dem Protestaufruf der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg. In Japans Hauptstadt Tokio zogen hunderte Demonstranten durch den betriebsamen Stadtteil Shinjuku. In der von Smog geplagten indischen Hauptstadt Neu-Delhi marschierten dutzende Schüler und Studenten vor das Umweltministerium.
Auch in Warschau, Budapest, Athen, Rom und Kopenhagen forderten insbesondere junge Menschen verstärkte Anstrengungen zum Klimaschutz. In Frankreich richteten sich mehrere Proteste auch gegen übertriebenen Konsum - der Klimastreik fiel auf den «Black Friday», an dem Handelskonzerne mit Rabatten locken und durch den Paketversand zusätzliche Abgase erzeugt werden. In Spaniens Hauptstadt Madrid enthüllte die Umweltschutzorganisation Greenpeace ein Plakat, auf dem Konsumrausch mit der Klimakrise gleichgesetzt wurde.
Ausgerechnet am Tag des weltweiten Klimastreiks stoppte der Bundestag wichtige Teile des Klimapakets. Die Länderkammer verweigerte den steuerlichen Neuregelungen, zu denen die Pendlerpauschale und die Steuerermässigung auf Bahntickets gehören, die Zustimmung. Nun muss im Vermittlungsausschuss ein Kompromiss gefunden werden, was den Zeitplan der Regierung in Gefahr bringt.
Fortschritte auf internationaler Ebene erhoffen sich Klimaschutzaktivisten von der UN-Klimakonferenz, die vom 2. bis 13. Dezember in Madrid stattfindet. Deutsche Umweltverbände verlangten vor der am Montag beginnenden Konferenz grössere Anstrengungen Deutschlands und der EU beim Klimaschutz. Die Protestaktionen hunderttausender Menschen machten deutlich, dass «die Zeit zu handeln schon lange gekommen» sei, erklärte Germanwatch.
Eine Umfrage im Auftrag des Europaparlaments ergab, dass aus Sicht der Bürger der Kampf gegen den Klimawandel für die Abgeordneten die höchste Priorität haben sollte. In elf Mitgliedstaaten wurde das Thema am häufigsten genannt. EU-weit forderten demnach 32 Prozent der Befragten, den Klimaschutz ganz oben auf die Agenda zu setzen.