Nahost-Konflikt: Iran will Zusammenarbeit mit IAEA aussetzen

Das Wichtigste in Kürze
- Die Kämpfe zwischen Israel und Iran sind vorerst zu einem Stillstand gekommen.
- Beide Länder haben einer von den USA ausgehandelter Waffenruhe zugestimmt.
- Die aktuellen Entwicklungen hier im Ticker.
Nach zwölf Tagen intensiver Kämpfe zwischen Israel und Iran trat am Dienstag eine fragile Waffenruhe in Kraft.
Zuvor hatte Israel massive Luftangriffe auf iranische Nuklear- und Militäreinrichtungen durchgeführt. Diese wurden durch US-Luftschläge auf Anlagen in Isfahan, Natanz und Fordo unterstützt.
Trotz gegenseitiger Anschuldigungen über Verstösse gegen die Waffenruhe erklärten beide Seiten diese für gültig. Die USA und Katar fungierten als Vermittler. Die internationale Gemeinschaft drängt nun auf eine Rückkehr zu diplomatischen Gesprächen, insbesondere zur Wiederaufnahme der Atomverhandlungen mit Iran.
Wird die Waffenruhe zwischen Iran und Israel halten?
Währenddessen wurde offenbar ein geheimer Bericht aus dem US-Pentagon den Medien zugespielt. Darin heisst es, dass der Schaden an Irans Atomanlagen nur gering sei und diese nicht zerstört wurden. Das Atomprogramm wurde demnach nur um einige Monate zurückgeworfen. Das Weisse Haus hat den Bericht als «falsch» bezeichnet.
Hier im Ticker liest du alle Entwicklungen im Konflikt:
Trump vergleicht Iran-Angriff mit US-Atombombenabwurf 1945
17.06: US-Präsident Donald Trump hat eine Parallele der Atombombenabwürfe über Japan zum US-Angriff auf Irans Atomanlagen gezogen.
«Wenn man sich Hiroshima und Nagasaki ansieht, dann weiss man, dass auch dort ein Krieg endete», sagte Trump bei seiner Abschlusspressekonferenz zum Nato-Gipfel in Den Haag. Hintergrund sind die Zweifel an der Wirksamkeit der Angriffe im Iran.
Die USA hatten die Atombomben im August 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Schätzungsweise 120.000 Einwohner wurden bei den Abwürfen sofort getötet, eine ähnlich hohe Zahl starb später an Verbrennungen und Folgen der atomaren Verstrahlung. Bis heute sind es die einzigen Atomwaffeneinsätze in einem Krieg gewesen.
Trump: Verhandlungen mit Iran kommende Woche
16.51: US-Präsident Donald Trump hat neue Gespräche mit dem Iran für die kommende Woche angekündigt. Trump nannte am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag keine Details.
US-Kampfflugzeuge hatten am Sonntag die Nuklearanlagen in Fordo, Natans und Isfahan angegriffen. Trump wiederholte vor Journalisten zum Ende des zweitägigen Gipfels, dass der Iran keine nuklearen Kapazitäten mehr. «Sie sind in die Luft gegangen», sagte er.
Trump reagierte damit erneut auf Berichte von CNN und der «New York Times», die sich auf einen vertraulichen Bericht beriefen, wonach Teherans Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen sei.
Iran meldet 627 Tote im Krieg gegen Israel
16.29: Im Krieg gegen Israel sind auf iranischer Seite offiziellen Angaben zufolge 627 Menschen getötet worden. 4.870 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Beauftragter des Gesundheitsministeriums auf X mit. Die meisten Toten habe es in der Hauptstadt Teheran gegeben.
Das in den USA ansässige Menschenrechtsnetzwerk HRANA berichtete von mehr als 1.000 Toten. Die Aktivisten stützen sich auf Informanten und öffentlich zugängliche Quellen.
Iran reagiert empört auf Trump-Lob von Rutte
15.13: Der Iran hat empört auf das Lob von Nato-Generalsekretär Mark Rutte an US-Präsident Donald Trump für die Angriffe auf iranische Atomanlagen reagiert.
«Es ist eine Schande, eine Abscheulichkeit und eine Verantwortungslosigkeit, dass der Generalsekretär der Nato einen ‹wirklich aussergewöhnlichen› kriminellen Akt der Aggression gegen einen souveränen Staat beglückwünscht», schrieb der Sprecher des iranischen Aussenministeriums Ismail Baghai auf der Plattform X.
«Wer Ungerechtigkeit billigt, dem mangelt es an Integrität. Wer eine Straftat unterstützt, gilt als Mittäter.»
Iranischer Luftraum bleibt bis Donnerstag geschlossen
14.40: Der iranische Luftraum soll laut Regierungsangaben noch mindestens bis Donnerstag geschlossen bleiben.
Erst ab 12.30 Uhr (MESZ) könnte dann wieder regulärer Flugbetrieb aufgenommen werden, sagte ein Sprecher des Infrastrukturministeriums laut der Nachrichtenagentur Mehr.
Alaeddin Rafisadeh, einer von mehreren Vizepräsidenten und Leiter der Verwaltungs- und Rekrutierungsorganisation des Irans, schrieb auf X, dass Behörden und staatliche Einrichtungen erst ab Samstag, den 28. Juni wieder wie gewohnt arbeiten würden.
Iran hebt Internetsperre auf
13.19: Der Iran hat Regierungsangaben zufolge die im Krieg mit Israel verhängte Internetsperre aufgehoben.
«Der Zugang zum Internet ist wieder normalisiert», teilte Kommunikationsminister Sattar Haschemi mit. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung war knapp eine Woche fast vollständig vom Zugriff auf ausländische Internetseiten abgeschnitten, darunter waren auch viele Messengerdienste.
Rafael Grossi: Iran könnte Atomanlagen wieder aufbauen
13.15: Der Iran hätte aus Sicht des obersten UN-Atomwächters die Fähigkeit, seine zerstörten Atomanlagen wieder aufzubauen.
Das Land habe das nötige technische Wissen und die nötige industrielle Kapazität, betonte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Rande einer Sicherheits-Krisensitzung mit der österreichischen Regierung in Wien. «Das kann niemand leugnen», meinte er.

Er wies darauf hin, dass manche Teile der iranischen Atom-Infrastruktur die Angriffe überstanden hätten. Zur Frage, ob die Angriffe Israels und der Vereinigten Staaten das Atomprogramm um Jahre oder nur um Monate zurückgeworfen habe, wollte sich Grossi nicht äussern. «Ich mag den Ansatz nicht, dies wie mit einer Sanduhr zu betrachten», sagte er.
Israels Armee: Iran-Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen
11.42: Israels Armee geht eigenen Angaben nach davon aus, mit den Angriffen das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen zu haben.
Aus Sicht der Militärs sei es aber noch zu früh, um die Auswirkungen auf das iranische Atomprogramm zu beurteilen, sagte Militärsprecher Effie Defrin. Diese würden derzeit noch untersucht. Nach derzeitiger Einschätzung der Armee wurde das Atomprogramm der Islamischen Republik aber erheblich beschädigt, so Defrin weiter.
Donald Trump geht weiterhin von Zerstörung der Atomanlagen aus
11.39: US-Präsident Donald Trump geht nach wie vor von einer Zerstörung der Atomanlagen im Iran durch die US-Bombardierung aus.
«Ich glaube, es war eine totale Auslöschung», sagte er beim Nato-Gipfel vor Journalisten in Den Haag. Und über Iran: «Ich glaube, sie hatten keine Chance, etwas herauszuholen, weil wir schnell gehandelt haben.» Trump fasste zusammen: «Das war eine perfekte Operation.»
US-Sondergesandter: Gespräche mit Iran begonnen
10.27: Die USA haben nach Angaben ihres Sondergesandten Steve Witkoff Gespräche mit dem Iran über ein dauerhaftes Friedensabkommen begonnen.
Die Gespräche seien vielversprechend, sagte Witkoff dem Sender Fox News. Das Abkommen sehe ein ziviles Atomprogramm ohne Anreicherung von Uran vor.

Medienberichte, nach denen die US-Angriffe im Iran das Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen haben, bezeichnete Witkoff als «absurd». Für den Iran werde es «fast unmöglich» sein, sein Atomprogramm wieder aufzunehmen.
Iran will Zusammenarbeit mit IAEA aussetzen
09.26: Der Iran will die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vorübergehend aussetzen.
Dies hat das Parlament in Teheran beschlossen, wie der Staatssender IBIB berichtete. Zwei wichtige Gremien müssen noch zustimmen: der Wächterrat und der Sicherheitsrat.
Das Land will der Entscheidung zufolge solange keine IAEA-Inspektoren ins Land lassen, bis die «Sicherheit» der nuklearen Anlagen gewährleistet ist. Dazu müsse die Organisation die Angriffe der USA und Israels auf die Nuklearanlagen verurteilen und das iranische Atomprogramm anerkennen, sagte Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf.
Aktuell sind nach Angaben der IAEA noch Inspektoren im Land. IAEA-Chef Rafael Grossi hatte bereits am 13. Juni, am Tag des israelischen Angriffs auf den Iran, betont, Atomanlagen dürften aufgrund der sehr realen Gefahr eines schweren radiologischen Unfalls niemals zur Zielscheibe werden.
Iranische Staatsmedien berichten von 700 festgenommenen «israelischen Söldnern»
05.45: Das iranische Staatsmedium «Fars News» berichtete heute, dass in den letzten zwölf Tagen mehr als 700 Personen festgenommen worden seien.
Der Vorwurf: Sie stünden angeblich mit einem israelischen Spionagenetzwerk in Verbindung. «Fars» bezeichnete sie als «israelische Söldner».
Ausserdem wurde unter Berufung auf informierte Quellen berichtet, dass 10'000 Drohnen beschlagnahmt worden seien.
Trump weist Pentagon-Bericht zurück
05.01: In einem Beitrag auf Truth Social widersprach Trump der Berichterstattung von «CNN». Dem Bericht nach hätten die USA in den iranischen Atomanlagen keine Kernkomponenten zerstört.

Trump, der diese Woche am NATO-Gipfel teilnimmt, bezeichnete die Angriffe erneut als «einen der erfolgreichsten Militärschläge der Geschichte». Er fügte in Grossbuchstaben hinzu: «Die Atomanlagen im Iran sind vollständig zerstört!»
Israels Militär soll es im Nahost-Konflikt an wichtigen Waffen mangeln
02.15: Während Trump versucht, einen fragilen Waffenstillstand aufrechtzuerhalten, gehen dem israelischen Militär laut drei US-Beamten einige wichtige Waffen aus. Vornehmlich Israels Munitionsvorräte seien knapp, sagten zwei der Beamten gegenüber «NBC News».
Gleichzeitig sagte der amtierende Chef der Marineoperationen, dass die US-Marine zwar über genügend Raketen verfüge, um Israel zu verteidigen. Aber dass die Vereinigten Staaten diese jedoch «in alarmierendem Ausmass» eingesetzt hätten.
IAEA-Chef Grossi: Atominspektoren müssen Arbeit im Iran fortsetzen
00.32: Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach Beginn der Waffenruhe die Notwendigkeit der Wiederaufnahme der IAEA im Iran betont.
«Die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Einigung, um den Streit um die iranischen Atomaktivitäten endgültig beizulegen.» So wurde Rafael Grossi in einer von der IAEA am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung zitiert.

Er habe dem iranischen Aussenminister Abbas Araghtschi in einem Brief verdeutlicht, wie wichtig diese Zusammenarbeit sei. Und habe ihm ein baldiges Treffen vorgeschlagen.
Weisses Haus bezeichnet Geheimdienstbericht als falsch
23.10: Es gibt mehr Informationen zu dem Geheimdienstbericht, nach welchem die Atomanlagen des Iran nicht komplett zerstört wurden. Demnach kritisierte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, die Veröffentlichung des als «streng geheim» eingestuften Gutachtens als «falsch».
Nach einem Angriff, wie ihn die USA durchgeführt hätten, gebe es «totale Vernichtung». Das wisse jeder. Dem Geheimdienstbericht zufolge sollen etwa an der Anlage in Fordo nur die Eingänge zerstört worden sein. Die unterirdischen Gebäude an sich seien jedoch noch in Takt.

Der fünfseitige Bericht geht zudem davon aus, dass der Iran seinen Uran-Bestand bereits vor den Angriffen weggebracht hatte. Das schrieb die «New York Times» weiter.
«CNN» wie auch die «New York Times» betonten, dass es sich um einen ersten Bericht handle. Weitere Untersuchungen könnten zu anderen Schlussfolgerungen führen.
Pentagon: US-Angriff hat Atomanlagen nicht zerstört
21.43: Die iranischen Atomanlagen sind bei dem US-Angriff im Nahost-Konflikt offenbar nicht zerstört worden. Das geht aus einem Geheimdienstbericht des Pentagons hervor, aus dem der US-Sender CNN berichtet.

Die Zentrifugen seien zum grössten Teil intakt, heisst es darin. Das iranische Atomprogramm sei nicht, wie US-Präsident Donald Trump behauptet hatte, zerstört worden. Stattdessen sei es nur um einige Monate zurückgeworfen worden.