Die Europäer wollen das Atomabkommen mit dem Iran unbedingt retten - doch die Führung in Teheran fordert Geld und macht mit einer neuen Drohung Druck.
Iranian President Rouhani
Der iranische Präsident Hassan Rouhani spricht während einer Kabinettssitzung in Teheran (IRN). Nach iranischen Nachrichtenberichten wird der Iran in den nächsten Tagen den dritten Schritt zum Abbau der Verpflichtungen aus dem Atomabkommen 2015 ankündigen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die iranische Staatsführung will ab Freitag weitere Teile des Atomabkommens aufkündigen.
  • Sie will damit den Druck auf die Verhandlungspartner erhöhen.
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Präsident Hassan Ruhani kündigte die dritte Stufe des Rückzugs aus der Vereinbarung am Mittwochabend an. Zugleich macht der Iran weitere Verhandlungen von europäischen Finanzhilfen in Milliardenhöhe abhängig.

«In der dritten Stufe soll die iranische Atomorganisation ab Freitag ohne Einschränkung arbeiten. Sie werde alles in Angriff nehmen, was für den Ausbau der nationalen Atomtechnologie und Forschung notwendig ist», sagte Ruhani.

Atomabkommen Iran droht Rückschlag
Das Standbild des TV-Senders IRIB zeigt drei Zentrifugen in der Atomanlage Natanz, einer iranischen kerntechnische Anlage zur Anreicherung von Uran. Foto: Islamic Republic Iran Broadcasting - dpa

Er versicherte jedoch, dass die Vertragspartner des Atomabkommens zwei Monate Zeit haben würden, den Atomdeal doch noch vertragsgerecht umzusetzen. In dem Fall werde auch der Iran das Atomabkommen wieder einhalten.

Iran fordert Aufhebung der US-Sanktionen

Diese Forderung läuft auf eine Aufhebung der US-Sanktionen hinaus, was US-Präsident Donald Trump ablehnt. Ganz im Gegenteil ordnete er am Mittwoch weitere Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor an.

Ausserdem bieten die USA nun jedem eine Belohnung von bis zu 15 Millionen Dollar, der Informationen zum iranischen Geldfluss liefert. Konkret geht es um Angaben mit denen die iranischen Revolutionsgarden von ihren Finanzquellen abgeschnitten werden können. Dazu gehörten Hinweise auf illegale Ölverkäufe und Öllieferungen auf dem Meeresweg.

Iranischer Tanker «Adrian Darya-1»
Die iranische Nationalflagge weht auf dem Supertanker «Adrian Darya 1». Foto: Marcos Moreno - dpa

Hintergrund des Konflikts um das internationale Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe ist in erster Linie die Politik der USA. Trump war 2018 im Alleingang aus dem Abkommen ausgestiegen. Er will den Iran mit maximalem Druck dazu zwingen, ein neues Atomabkommen mit schärferen Auflagen auszuhandeln.

Ausserdem soll ein neues Abkommen auch auf das Raketenprogramm des Landes ausgeweitet werden. Die Führung in Teheran lehnt dies alles ab und reagierte zuletzt mit einer wieder höheren Urananreicherung. Zudem droht das Land damit, den Schiffsverkehr durch die strategisch wichtige Strasse von Hormus zu behindern.

Kredit in Milliardenhöhe

Bei den jüngsten Verhandlungen in Paris sei eine Kreditlinie in Höhe von 13,7 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Dies erklärte Vizeaussenminister Abbas Araghchi laut der Nachrichtenagentur Isna am Mittwoch. Erst wenn diese ausgezahlt sei, werde der Iran weitere Verhandlungen führen.

Der vom Iran geforderte Kredit soll Isna zufolge als eine Art Entschädigung für die US-Wirtschaftssanktionen dienen. Wegen der Sanktionen steckt der Iran in einer akuten Wirtschaftskrise, auch weil der Ölexport die Haupteinnahmequelle der Islamischen Republik ist.

EU und USA nicht auf gleichem Kurs

Deutschland, Frankreich und Grossbritannien halten den US-Kurs für falsch. Sie bemühen sich gemeinsam mit den anderen EU-Staaten sowie China und Russland darum, das Atomabkommen zu bewahren.

G7-Gipfel in Frankreich
Emmanuel Macron (r), Präsident von Frankreich, gibt Donald Trump, Präsident der USA, während der Abschluss-Pressekonferenz nach dem G7-Gipfel die Hand. Foto: Michael Kappeler - dpa

Dabei geht es vor allem darum, dem Iran die wirtschaftlichen Vorteile zu sichern. Diese waren ihm über das Abkommen für eine Einschränkung seines Atomprogramms versprochen worden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte dazu beim G7-Gipfel in Biarritz Ende August eine neue diplomatische Initiative gestartet.

Grosse Sorgen in Israel

Besonders grosse Sorgen bereitet das iranische Atomprogramm seit jeher dem Nachbarn und Erzfeind Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reist am Donnerstag nach London. Dort will er Gespräche mit Premierminister Boris Johnson und US-Verteidigungsminister Mark Esper führen. Nach Angaben seines Büros wird es auch darum gehen, «den Terror und die Aggressionen Irans» in die Schranken zu weisen.

Der Iran erkennt Israel nicht an und sieht in dem Land seinen Staatsfeind Nummer eins. Die Befreiung Palästinas von der «zionistischen Besatzungsmacht» gehört zur aussenpolitischen Doktrin.

Netanjahu wiederum wirft der Führung in Teheran regelmässig vor, sein Land zerstören zu wollen. Er ist auch einer der schärfsten Kritiker des internationalen Atomabkommens und fordert eine eiserne Hand im Umgang mit dem Iran.

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