Hunderte Festnahmen nach Anschlag in Kaschmir

Nach dem tödlichen Anschlag im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs hat es Medienberichten zufolge Hunderte Festnahmen gegeben. Wie der Sender NDTV und andere indische Medien unter Berufung auf Informanten berichteten, wurden in der Himalaya-Region im Kontext des Anschlags bislang etwa 1500 Personen festgenommen, um sie zu möglichen Verbindungen zu den Tätern zu befragen. Darunter hätten sich auch Personen befunden, die bereits früher wegen militanten Verhaltens aufgefallen seien, hiess es.
Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh drohte den Tätern und ihren vermeintlichen Hinterleuten mit einer raschen Reaktion. Es werde eine «laute und deutliche Antwort für die Verantwortlichen» sein.
Bei dem Angriff auf einer Bergwiese in einer beliebten Urlaubsgegend nahe der Stadt Pahalgam wurden am Dienstag 26 Menschen getötet, mindestens 17 weitere Personen wurden verletzt. Die meisten von ihnen waren indische Feriengäste. Die Regierung stuft den gezielten Angriff auf Touristen als Terrorakt ein.
Fahndung läuft: Sicherheitsmassnahmen verstärkt
Die Suche nach den Angreifern lief währenddessen auf Hochtouren. Nach Angaben der indischen Streitkräfte beteiligten sich die Armee und die Polizei im Unionsterritorium Jammu und Kaschmir an der Suchaktion. Die Sicherheitsmassnahmen im gesamten Kaschmir-Tal seien verstärkt worden, berichtete die Zeitung «Greater Kashmir». Unter anderem wurden zusätzliche Kontrollpunkte eingerichtet. Die Polizei in Kaschmir veröffentlichte am Mittwoch zur Unterstützung der Fahndung Phantombilder von drei mutmasslichen Angreifern.
Die Gruppe The Resistance Front (TRF) reklamierte die Tat laut «Greater Kashmir» für sich. Demnach handelt es sich um eine Splittergruppe der verbotenen islamistischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba (LeT), die unter anderem für eine Anschlagsserie in der indischen Wirtschaftsmetropole Mumbai im November 2008 verantwortlich gemacht wird.
Pakistan distanziert sich vom Anschlag
Die Basis der Gruppe soll sich in Pakistan befinden. Aber auch dort ist sie verboten. Pakistans Verteidigungsminister Khwaja Asif hatte nach dem Anschlag im pakistanischen Fernsehen gesagt, die Regierung seines Landes habe mit der Tat nichts zu tun.
Rebellengruppen kämpfen im indischen Teil Kaschmirs, der vorwiegend muslimisch geprägt ist, für eine Unabhängigkeit vom mehrheitlich hinduistischen Indien – oder für einen Zusammenschluss mit Pakistan. Die Region Kaschmir ist zwischen beiden Nachbarländern geteilt. Beide Atommächte führten bereits zwei Kriege um die Herrschaft über das Himalaya-Tal.
Der indische Teil wurde 2019 in zwei Unionsterritorien – Jammu und Kaschmir sowie Ladakh – aufgeteilt und damit stärker unter die Kontrolle der Zentralregierung in Neu-Delhi gebracht. Pakistan hatte die Aufhebung der Teilautonomie als illegal bezeichnet.