Die G7-Staaten haben sich im Rahmen ihres Gipfels auf ein Statement zum Nahostkonflikt geeinigt. Was bedeutet das mit Blick auf den Krieg? Experten ordnen ein.
Benjamin Netanjahu
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am G7-Gipfel haben sich die Teilnehmerstaaten auf die Seite Israels gestellt.
  • Das Land dürfe sich verteidigen – der Iran wird in der Erklärung derweil kritisiert.
  • Nahost-Experten schätzen ein, wie man das Statement interpretieren kann.
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Im Nahostkonflikt hat sich die Lage erneut zugespitzt. Israel hat den Iran angegriffen, um dessen Entwicklung von Atomwaffen zu stoppen. Das Regime in Teheran reagierte seinerseits mit Angriffen auf Israel.

Nun haben sich auch die G7-Staaten an ihrem Gipfel mit dem Thema Nahostkonflikt beschäftigt. In diesem Rahmen konnten sich die Länder auf eine Erklärung einigen.

G7-Gipfel in Kanada
Donald Trump am G7-Gipfel in Kanada. - dpa

Darin wird das Recht Israels auf Selbstverteidigung betont. Der Iran sei derweil «die Hauptquelle für regionale Instabilität und Terror». Teheran dürfe nie eine Atomwaffe zur Verfügung haben, heisst es im Statement.

Glaubst du an einen baldigen Frieden im Nahen Osten?

Die Worte scheinen also verhältnismässig klar. Ist diese Erklärung eine gute Nachricht für Israel? Hat das Dokument eventuell sogar einen Einfluss auf den Krieg?

Andere Staaten mussten USA entgegenkommen

Die Erklärung komme «nicht wirklich überraschend», sagt Nahost-Experte Hans-Lukas Kieser von der Universität Zürich gegenüber Nau.ch. «Ein Scheitern jeglicher gemeinsamer Aussage hätte den Gipfel diplomatisch entwertet.»

Hans-Lukas Kieser
Nahost-Experte Hans-Lukas Kieser. - University of Newcastle Australia

Allerdings hält Kieser fest, dass die anderen Länder Donald Trump und den USA entgegenkommen mussten. Auf eine Differenzierung und ein Miteinbeziehen der Israel-Palästina-Frage wurde verzichtet.

«Der Minimalkonsens dieser Erklärung stellt den Iran als einziges Problem dar», so Kieser weiter. Israel werde von Kritik abgeschirmt, auch was die Offensive in Gaza angehe.

Vieles hängt nun von Donald Trump ab

Nahost-Experte Andreas Böhm von der Universität St. Gallen sagt gegenüber Nau.ch ebenfalls, das Statement sei «nicht sonderlich überraschend».

Er erklärt: «In dem Statement steht nichts, was nicht jeder der Staats- und Regierungschefs nicht in der einen oder anderen Form zu Protokoll gegeben hätte.»

Auf den weiteren Kriegsverlauf dürfte die Erklärung aus der Sicht Böhms «keinerlei Auswirkungen» haben. Vielmehr hänge die weitere Entwicklung von den tatsächlichen Entscheidungen des US-Präsidenten, der den G7-Gipfel vorzeitig verliess, ab.

Böhm sagt: «Die alles entscheidende Frage ist, ob Donald Trump einen Einsatzbefehl gibt oder ob es doch noch zu einem diplomatischen Effort in letzter Minute kommt.»

Israel könnte Erklärung als «Freipass» lesen

Kieser sieht derweil durchaus ein positives Signal für die israelische Regierung um Premier Benjamin Netanjahu. «Die Erklärung kann von der Netanjahu-Regierung als Freipass für den weiteren Iran-Feldzug gelesen werden», so der Experte.

Israel Iran
Israel hat im Nahostkonflikt den Iran angegriffen.
Iran Israel
Im Gegenzug hat der Iran ebenfalls Raketen auf Israel abgefeuert.
G7
Bei ihrem Gipfel in Kanada haben sich die G7-Staaten mit dem Thema befasst.
Benjamin Netanjahu
Die Erklärung könnte man als positiv für die israelische Regierung um Benjamin Netanjahu lesen.
G7-Gipfel in Kanada
Wie es im Krieg weitergeht, dürfte aber auch zu einem grossen Teil von Donald Trump abhängen.

Die Tür für eine weitere Eskalation sei geöffnet – möglicherweise könnten auch die USA bald mitmachen. Das wäre letztlich im Sinne der Netanjahu-Regierung.

Trump stehe trotz anderslautendem Wahlversprechen in der Versuchung, «auf den fahrenden Zug aufzuspringen». Kieser erklärt: «Er will sich als Macher, starker Mann und Gestalter einer neuen Nahostordnung profilieren.»

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