Erneut schwerer Brand in irakischem Spital - Mehr als 80 Tote

Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens 83 Menschen sind beim Brand eines irakischen Spitals ums Leben gekommen.
- Das Feuer wütete in der Nacht auf Dienstag in der Corona-Station in Nassirija.
- Berichtet wird zudem von rund 100 Verletzten; weitere Personen sind noch vermisst.
Bei einem Brand in der Corona-Station eines irakischen Spitals sind erneut Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 83 Menschen starben bei dem nächtlichen Feuer in Nassirija im Süden des Landes. Dies berichtete Ammar Baschar, Sprecher der lokalen Gesundheitsbehörde am Dienstag.
Viele Menschen suchten laut Augenzeugen noch nach Angehörigen. Die Staatsagentur INA berichtete zudem von rund 50 Verletzten, medizinische Kreise von 100 Verletzten.

Das Feuer war am späten Montagabend in einer Isolationsstation für Covid-19-Patienten im Spital Imam al-Hussein in Nassirija ausgebrochen. Die Stadt liegt dreieinhalb Autostunden südlich der Hauptstadt Bagdad.
Baschar zufolge befanden sich zum Zeitpunkt des Feuers 63 Covid-Patienten auf der Station. Diese war nach Ausbruch der Corona-Pandemie gebaut worden, um auf 600 Quadratmetern bis zu 100 Patienten aufnehmen zu können.
Zivilschützer brachten die Flammen am Abend schliesslich unter Kontrolle. Videos zeigten chaotische Szenen, in denen Helfer die Opfer in Decken gehüllt nach draussen tragen. Es wird erwartet, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen könnte.
Ursache des Feuers noch nicht bestätigt
Eine offizielle Erklärung über die Ursache des Feuers gab es zunächst nicht. Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur dpa, eine Sauerstoffflasche sei explodiert.
Dies war Berichten zufolge auch Auslöser für einen ähnlich verheerenden Brand in einem Spital in Bagdad im April. In diesem waren 82 Menschen ums Leben gekommen. Damals hatten sich die Flammen auf 16 Räume ausgebreitet und wüteten auch dort, wo schwerkranke Corona-Patienten untergebracht waren.

Für staatliche Infrastruktur im Irak – darunter auch Spitäler – fehlt es nach jahrzehntelangen Konflikten an Geld. Die oft ausufernde Korruption und Verwahrlosung gelten auch im Gesundheitssystem als Problem. Vorschriften etwa zur Arbeitssicherheit werden häufig nur unzureichend umgesetzt. Beide Brände seien Ergebnis «anhaltender Korruption und Misswirtschaft», schrieb der irakische Präsident Barham Salih am späten Montagabend auf Twitter.
Rückschlag im Kampf gegen Corona
Die beiden Tragödien sind ein Rückschlag im Kampf des Landes gegen die Pandemie, bei dem die Mittel ohnehin knapp sind. Bisher wurden im Irak 1,4 Millionen Corona-Infektionen und 17'500 Todesfälle gemeldet. Die Impfungen kommen nur langsam voran: Der Statistik-Website Our World in Data zufolge haben weniger als zwei Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten.

Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi hielt eine Dringlichkeitssitzung mit mehreren Ministern und Sicherheitsbeamten ab, um die Ursachen für den Brand zu untersuchen. Am Dienstag traf dafür auch eine Delegation aus Ministern und Beamten in Nassirija ein. Die Leiter von Gesundheitsbehörde, Spital und dem Zivilschutz in der Provinz Dhi Kar wurden von ihrem Dienst suspendiert. Al-Kasimi wies zudem Provinzen in der Region an, medizinische Hilfe nach Dhi Kar zu schicken.
Wenig Geld für Gesundheitswesen
Jahrelange Nachlässigkeit haben im Irak die Grundlage für Katastrophen wie die beiden Brände geschaffen. Viele Ärzte und andere Arbeiter des Gesundheitswesens haben das Land verlassen. Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gab der Irak im Jahr 2018 pro Bürger nur 239 Dollar für Gesundheitsleistungen aus. In den Nachbarländern Jordanien und Iran waren es für jeden Bürger 330 Dollar beziehungsweise 484 Dollar.