Die Protestbewegung in Hongkong hat die G20-Staaten vor ihrem Gipfel im japanischen Osaka um Unterstützung gebeten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Proteste vor Konsulaten in der Finanzmetropole.
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Demonstranten vor dem US-Konsulat in Hongkong
Demonstranten vor dem US-Konsulat in Hongkong - AFP

Rund tausend Demonstranten zogen am Mittwoch zu den Konsulaten der G20-Staaten in der Finanzmetropole. Sie forderten die Diplomaten auf, Einfluss auf ihre jeweiligen Regierungen auszuüben, damit China beim Gipfel der 20 grossen Industrie- und Schwellenländer auf die Proteste angesprochen wird. Am Abend versammelten sich rund 4000 Menschen zu weiteren Protesten.

Die internationale Gemeinschaft habe wegen der Rolle Hongkongs als bedeutendes globales Handelszentrum ein Recht, über die Zukunft der chinesischen Sonderverwaltungszone zu sprechen, sagte ein Demonstrant. «Wir müssen unsere Einzigartigkeit bewahren, um der internationalen Wirtschaft dienen zu können.» Die Menschen hielten Schilder mit Aufschriften wie «Bitte befreit Hongkong» hoch und riefen «Helft Hongkong». Am Abend versammelten sich zudem rund 4000 Demonstranten in einem Park in Hongkongs Geschäftsviertel.

Im Internet sammelten die Demonstranten Spenden, um Anzeigen in grossen Finanzzeitungen zu schalten. Sie hoffen, auch auf diese Weise die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten zu erreichen. Bis Dienstag hatten nach Angaben der Organisatoren rund 20.000 Unterstützer insgesamt umgerechnet rund 615.000 Euro gespendet.

China hat Gesprächen über die Proteste in Hongkong während des am Freitag beginnenden G20-Gipfels bereits einen Riegel vorgeschoben. China werde dieses Thema bei dem Gipfel «nicht zulassen», erklärte das Aussenministerium in Peking Anfang der Woche. Es handele sich um eine «rein innere Angelegenheit Chinas». US-Präsident Donald Trump hat allerdings angekündigt, die Massenproteste bei einem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping anzusprechen.

In Hongkong finden seit dem 9. Juni die grössten Proteste seit der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China im Jahr 1997 statt. Die Demonstrationen richteten sich zunächst vor allem gegen ein Gesetzesvorhaben, das Auslieferungen auch an Festland-China ermöglichen würde.

Beobachter sehen in der Protestbewegung inzwischen aber den Ausdruck eines generellen Grolls gegenüber der Regierung und Peking. Nach dem Prinzip «Ein Land, zwei Systeme» wurden der früheren britischen Kronkolonie eigentlich bis 2047 politische Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit zugesichert, die in China nicht gelten. Angesichts der Entwicklung in den vergangenen Jahren sehen viele Hongkonger diese Freiheiten in Gefahr.

Bis zum G20-Gipfel sind weitere Demonstrationen angekündigt. Für den 1. Juli ist ein neuer Massenprotest geplant, bei dem mit hoher Beteiligung gerechnet wird.

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