Menschenrechtler haben im Jahr 2024 einen enormen Anstieg an Hinrichtungen als Folge der Todesstrafe dokumentiert. Besonders in einer Region gab es viele.
Todesstrafe
In den USA werden Todesurteile oft per Giftspritze vollstreckt. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Amnesty International ist die Zahl der Hinrichtungen weltweit stark gestiegen.
  • Es kam im Jahr 2024 zu über 1500 Exekutionen in 15 Ländern.
  • Die Dunkelziffer dürfte ziemlich hoch sein.
Ad

Die Zahl der weltweit erfassten Hinrichtungen ist laut einem Bericht auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen.

Im vergangenen Jahr wurden in 15 Ländern mehr als 1500 Exekutionen dokumentiert, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mitteilt.

Die meisten der Todesurteile wurden demnach in China, Iran, Saudi-Arabien, Irak und Jemen vollstreckt. Amnesty verweist dabei auf dokumentierte Hinrichtungen – die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.

Besonders viele Hinrichtungen in Nahost dokumentiert

Im Iran, Saudi-Arabien und Irak stieg die Zahl der Hinrichtungen 2024 laut Amnesty stark an. Insgesamt vollstreckten die drei Staaten mindestens 1380 Todesurteile.

Todesstrafe
Die Grafik von Amnesty International zeigt die steigende Zahl Hinrichtungen in den letzten Jahren. - Amnesty International

Im Irak vervierfachte sich die Zahl der Exekutionen von mindestens 16 auf mindestens 63. In Saudi-Arabien verdoppelte sie sich von 172 auf mindestens 345. Der Iran richtete mindestens 972 Personen hin.

«Iran, Irak und Saudi-Arabien tragen die Verantwortung für den drastischen Anstieg der Hinrichtungen im vergangenen Jahr.» Das sagte Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, gemäss Mitteilung.

«Allein diese drei Länder haben mehr als 90 Prozent der uns bekannten Todesurteile weltweit vollstreckt», sagte Duchrow. Insbesondere in Saudi-Arabien und Iran werde die Todesstrafe eingesetzt. Dies, «um all jene mundtot zu machen, die mutig genug sind, ihre Meinung zu sagen».

Amnesty kritisiert Trumps Aussagen zur Todesstrafe

Die Menschenrechtlerin kritisierte auch Äusserungen von US-Präsident Donald Trump. Er versprach, die Todesstrafe «energisch zu verfolgen», um amerikanische Familien vor «gewalttätigen Vergewaltigern, Mördern und Monstern» zu schützen.

Sollte die Todesstrafe abgeschafft werden?

«Die entmenschlichenden Äusserungen Trumps stricken weiter an dem Märchen, dem zufolge die Todesstrafe Menschen besonders davon abschreckt, Straftaten zu begehen.»

Die Todesstrafe verhindere keine Verbrechen, so Duchrow. «Das ist wissenschaftlich gut belegt.» In den USA wurden 2024 gemäss Amnesty 25 Menschen hingerichtet.

China hält Zahlen über Hinrichtungen unter Verschluss

In der Volksrepublik China werden vollstreckte Todesurteile nur selten öffentlich bekannt.

Das von der Kommunistischen Partei regierte Land richtet Menschen durch Erschiessen oder mit einer Giftspritze hin. Über die genaue Zahl der Exekutierten hüllt Peking den Mantel des Schweigens.

Hinrichtungen werden in der Regel über Staatsmedien verbreitet. Meist bei Fällen, die grosses Aufsehen erregten oder ein politisches Signal setzen sollen.

Todestrafe
Amnesty International zeigt die Länder, in denen es die Todesstrafe gibt. - Amnesty International

Im Januar 2024 verbreiteten staatliche Medien etwa die Exekution eines Pärchens, das zum Tode verurteilt wurde. Dies, weil es in Chongqing im Jahr 2020 zwei Kinder aus einem Hochhaus geworfen hatte.

Grosse Empörung in China nach Todesurteil gegen Blogger

Zum Tode verurteilt wurden auch zwei Männer. Sie hatten bei Amoktaten Ende vergangenen Jahres in Zhuhai und in Wuxi zahlreiche Menschen getötet. Die Todesurteile wurden Anfang 2025 vollstreckt, nur wenige Monate danach.

Mit der Veröffentlichung von Hinrichtungen besonders korrupter Beamter oder Regierungskritiker sendet Peking in der Regel politische Botschaften.

Aufsehen erregte etwa das Urteil gegen den Schriftsteller Yang Hengjun, der zu einer Todesstrafe auf Bewährung verurteilt wurde.

Das bedeutet, dass die Strafe nach zwei Jahren guter Führung in eine lebenslange Haft umgewandelt werden kann. Yang kommentierte regelmässig als Blogger die chinesische Politik und kritisierte mitunter die Kommunistische Partei.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Amnesty InternationalDonald TrumpStrafeHaft