US-Präsident Donald Trump hält eine Machtübernahme der Taliban in Afghanistan nach dem Rückzug der US-Truppen für möglich.
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Donald Trump - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als 30 Tote bei IS-Anschlag auf Kundgebung in Kabul.
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Dieses Szenario werde von seiner Regierung zwar nicht angestrebt, «aber es wird womöglich so kommen», sagte Trump am Freitag. «Jedes Land muss für sich selbst sorgen.» Bei einem Anschlag in Kabul wurden derweil mehr als 30 Menschen getötet, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannte sich zu dem Angriff.

«Wir können nicht für die nächsten 20 Jahre dort sein», sagte Trump mit Blick auf Afghanistan. «Wir waren 20 Jahre dort und haben das Land beschützt, aber wir können nicht weiter dort sein.» Die Afghanen müssten nun selbst für ihren Schutz sorgen, forderte Trump. «Man kann jemandes Hand nur eine bestimmte Zeit halten.» Der US-Präsident äusserte sich rund eine Woche nach dem Abschluss eines Abkommens zwischen den USA und den radikalislamischen Taliban, das den Rückzug der US-Truppen regelt.

Das Abkommen von Doha soll den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ebnen. Der Text sieht vor, dass die USA über die kommenden Monate ihre Truppenstärke in Afghanistan zunächst von rund 13.000 auf 8600 reduzieren. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien abgeben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen. Sollten sich die Taliban an ihre Verpflichtungen halten, wollen die USA in 14 Monaten all ihre Truppen und die ihrer Verbündeten abziehen.

Seit der Unterzeichnung des Abkommens gab es allerdings bereits dutzende Angriffe der Taliban und anderer islamistischer Kämpfer. Der bisher tödlichste Anschlag wurde am Freitag bei einer Kundgebung in Kabul verübt, zu ihm bekannte sich am Abend der IS. Nach Behördenangaben wurden bei dem Anschlag 32 Menschen getötet und 58 weitere verletzt.

Nach Angaben des Innenministeriums wurden die Kundgebungsteilnehmer von einer Baustelle im Westen Kabuls aus angegriffen. Unter ihnen waren auch Regierungschef Abdullah Abdullah und weitere hochrangige Politiker. Sie blieben nach Angaben des Innenministeriums unverletzt.

Bei der Kundgebung handelte es sich um eine jährliche Gedenkveranstaltung für den vor 25 Jahren verstorbenen schiitischen Milizenführer Abdul Ali Masari. Auf die gleiche Zeremonie hatte die Terrormiliz Islamischer Staat bereits im vergangenen Jahr einen Anschlag verübt, damals wurden elf Menschen getötet.

Die immer neuen Gewalttaten schwächen das Abkommen von Doha. Dessen Erfolg hängt auch davon ab, inwieweit die Taliban die anderen gewaltbereiten Gruppen wie den IS bekämpfen. Sollten die dschihadistischen Gruppierungen nicht zurückgedrängt werden, wollen die USA nach eigenen Angaben ihre Truppen nicht endgültig abziehen.

Auch beim zweiten wichtigen Punkt des Abkommens von Doha gibt es bereits Probleme. Die Verhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung sollen eigentlich in der kommenden Woche in Oslo beginnen. Das geplante Treffen wird aber vermutlich wegen eines Streits um die Freilassung von Talibankämpfern verschoben werden müssen. Laut der Vereinbarung von Doha soll die afghanische Regierung vor Beginn der Gespräche 5000 Taliban freilassen. Dies wird von Präsident Aschraf Ghani bislang abgelehnt.

Die Bundesregierung verwies darauf, dass Deutschland über die Zukunft des deutschen Einsatzes in Afghanistan selbst entscheide. Dabei gebe es eine enge Abstimmung mit den Partnern vor Ort, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Ein Sprecher des Aussenministeriums fügte hinzu, dass es angesichts der geplanten US-Truppenreduzierung auch eine «behutsame Anpassung» der deutschen Präsenz geben solle.

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