Kolumbien will juristisch und militärisch gegen Ex-Farc-Anführer vorgehen

Das Wichtigste in Kürze
- Ehemalige Rebellen planen Rückkehr zu bewaffnetem Kampf.
Während der konservative Präsident Iván Duque die «Schaffung einer Spezialeinheit» verkündete, ordnete die Sonderjustiz für den Frieden (JEP) Festnahmen an. Ein ehemaliger Chef der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) hatte zuvor erklärt, den bewaffneten Kampf drei Jahre nach dem historischen Friedensabkommen wiederaufzunehmen. Kolumbien unterstellte Venezuela eine Unterstützung der Farc-Rebellen.
Die Sonderjustiz für den Frieden (JEP), die in der Zeit des bewaffneten Konflikts zuständig für die Rechtsprechung war, ordnete die Festnahme der an der Kampfankündigung beteiligten Ex-Farc-Anführer an.
Präsident Duque erklärte am Donnerstag, er habe die «Schaffung einer Spezialeinheit für die Verfolgung dieser Kriminellen» angeordnet. Sie werde unter anderem von Ermittlern und dem Geheimdienst unterstützt und im ganzen Land eingesetzt. «Wir stehen nicht einer neuen Guerilla gegenüber, sondern kriminellen Drohungen einer Bande aus Narko-Terroristen», erklärte Duque weiter. Für das Ergreifen der beteiligten ehemaligen Farc-Anführer stellte Duque jeweils umgerechnet etwa 725.000 Euro Belohnung in Aussicht.
Der ehemalige Farc-Anführer Iván Márquez hatte am Donnerstag auf der Online-Plattform Youtube veröffentlichten Video die Wiederaufnahme des Kampfes angekündigt, womit die Rebellen von dem kolumbianischen Friedensabkommen abrücken. Auf dem Video war Márquez umgeben von 17 bewaffneten Männern und Frauen zu sehen. Hinter ihnen hing ein gelbes Farc-Banner.
Auch der seit Ende Juni gesuchte ehemalige Farc-Anführer Jesús Santrich taucht in dem Video auf. Márquez und Santrich gehörten zu den Farc-Unterhändlern, die das Friedensabkommen mit der Regierung aushandelten. Die Farc-Kämpfer gaben nach Unterzeichnung des Abkommens ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um.
Dem Staatschef des Nachbarlandes Venezuela, Nicolás Maduro, warf Präsident Duque derweil vor, den Ex-Farc-Anführern Schutz und Unterstützung zu gewähren. Maduro hatte Ende Juli verkündet, Márquez und Santrich seien «in Venezuela willkommen». Die kolumbianische Regierung war damals davon ausgegangen, dass die ehemaligen Farc-Anführer nach Venezuela geflohen seien.
Venezolanische Behörden wiesen die Anschuldigungen, die Gewalt in Kolumbien zu befördern, jetzt zurück. «Was hat Venezuela damit zu tun?», sagte Diosdado Cabello aus dem Maduro-Lager. «Wir bedauern zutiefst, was aktuell in Kolumbien passiert.» Er betonte, sein Land habe in der Vergangenheit Unterstützung geleistet, indem es Flüchtlinge des von der kolumbianischen «Oligarchie» ausgehenden Konflikts bei sich aufgenommen habe.
Die beiden südamerikanischen Länder teilen sich eine 2200 Kilometer lange Grenze. Caracas hatte im Februar seine Beziehungen zu Bogotá eingestellt, nachdem Kolumbien seine Unterstützung für den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó deutlich gemacht hatte.
Die Farc hatte ein halbes Jahrhundert lang gegen die Regierung in Bogotá gekämpft, mehr als 260.000 Menschen wurden in dem bewaffneten Konflikt getötet. Das Friedensabkommen war unter Führung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos ausgehandelt worden. Es beendete den jahrzehntelangen Guerilla-Krieg mit den Farc-Rebellen. Santos' Nachfolger Duque hatte im Wahlkampf jedoch angekündigt, den Vertrag zu ändern. Er hält ihn für zu nachsichtig gegenüber ehemaligen Farc-Mitgliedern.
Márquez und Santrich hatten sich in den vergangenen Jahren von dem Abkommen distanziert. Márquez' Aufenthaltsort war seit einem Jahr unbekannt. Santrich war Ende Juni im Norden Kolumbiens verschwunden und nicht zu einem Termin Anfang Juli vor dem Obersten Gerichtshof erschienen.
Die meisten der 7000 ehemaligen Farc-Kämpfer hatten ihre Waffen nach dem Friedensabkommen niedergelegt. Allerdings kämpfen einige ihrer Anhänger bei anderen Gruppen weiter gegen den Staat. Die letzte in dem Land aktive Guerilla, die Nationale Befreiungsarmee (ELN), ist nach Angaben der Behörden in den vergangenen Jahren auf rund 2300 Kämpfer gewachsen.