Zehn Jahre nach der Einführung der hausarztzentrierten Versorgung (HZV) zieht die AOK Baden-Württemberg ein Fazit.
Das Logo an der Niederlassung einer Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), fotografiert in Berlin am 8. Januar 2008.
Das Logo an der Niederlassung einer Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), fotografiert in Berlin am 8. Januar 2008. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die AOK zieht eine positive Bilanz aus zehn Jahren Hausarztverträgen.
  • Chronisch Kranke sind besser versorgt und unnötige Doppeluntersuchungen wurden reduziert.
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Die hausarztzentrierte Versorgung sichert vor allem chronisch Kranken eine bessere Versorgung und offenbar auch Überlebensvorteile. Zu diesem Ergebnis kommt die AOK Baden-Württemberg zehn Jahre nach Einführung der Hausarztverträge, wie die Kasse heute Dienstag in Berlin berichtete. So würden beispielsweise Diabetiker durch die intensivere Hausarztversorgung häufiger vor schweren Komplikationen wie Amputationen, Erblindung oder Schlaganfällen bewahrt. Herzpatienten bleiben demnach Krankenhausaufenthalte erspart.

Bei der hausarztzentrierten Versorgung (HZV) verpflichten sich Patienten, zuerst zu ihrem Hausarzt zu gehen und sich von diesem zu Fachärzten überweisen zu lassen. Dadurch sollen unter anderem unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden.

46'000 Krankenhaustage gespart

An dem Projekt der AOK Baden-Württemberg beteiligen sich demnach knapp 5000 Haus- und Kinderärzte und 1,6 Millionen Versicherte. Sie binden sich für mindestens ein Jahr an einen Hausarzt und verpflichten sich, Fachärzte nur auf Überweisung zu konsultieren. Ausgenommen sind Augenärzte, Gynäkologen sowie Notfalldienste.

Durch die Hausarztverträge entfallen pro Jahr allein 1,2 Millionen unkoordinierte Facharztkontakte, wie eine Auswertung der Daten durch Forscher der Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg zeigt. Herzpatienten bleiben demnach jährlich rund 46'000 Krankenhaustage erspart. Diabetiker werden in sechs Jahren vor etwa 4000 schweren Komplikationen bewahrt.

Den Forschern zufolge gibt es einen «signifikanten Überlebensvorteil» zu Gunsten der HZV-Versicherten. Im Fünfjahreszeitraum 2012 bis 2016 zeigte sich demnach, dass das Sterberisiko in der hausarztzentrierten Versorgung geringer ist als in der Regelversorgung. Das zugrunde liegende statistische Überlebenszeitmodell weise eine Zahl von knapp 1700 vermiedenen Todesfällen in der HZV aus.

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