Solarenergie erlebt in der Schweiz einen Boom. Manche fragen sich jedoch, ob das Wachstum an seine Grenzen stösst, wenn alle Dächer bedeckt sind.
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Eine Solar-/Photovoltaik-Dachfläche. (Symbolbild) - Nau.ch / Werner Rolli

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) kommen verschiedene Flächen infrage.
  • Private Dachanlagen produzieren im Winter am wenigsten Strom.
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Eine Studie der Berner Fachhochschule hat sich 2022 mit der Frage nach dem Wachstum der Solarenergie in der Schweiz befasst. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem der Platzbedarf für die noch erforderlichen PV-Anlagen.

Bis zu 30 Quadratmeter pro Kopf

Damit die Schweiz komplett mit Solarenergie betrieben werden kann, sind etwa 30 bis 50 Terawattstunden erforderlich. Aktuell liegt die Leistung bei etwa 3,5 Terawattstunden, also bei etwa zehn Prozent des Bedarfs.

Haben Sie eine Solaranlage auf Ihrem Dach?

Auf Grundlage der typischen Leistungskraft moderner PV-Anlagen müssten für jeden Bewohner der Schweiz 20 bis 30 Quadratmeter Solarmodule installiert werden. Damit würden die Dächer des Landes jedoch an ihre Grenzen stossen.

Zusammenspiel von Solarenergie und Wasserkraft

Allerdings wird es nicht nötig sein, in der Schweiz ganz auf Solarenergie zu setzen. Die nachhaltige und effiziente Wasserkraft kann auch weiter für die Grundversorgung des Landes sorgen.

Ein besonderer Vorteil sind dabei die jahreszeitlichen Gegensätze: Die Stauseen sind vor allem in den Wintermonaten gut gefüllt, wenn es häufig regnet und schneit. Genau dann erzeugen PV-Anlagen die geringsten Mengen Solarenergie, denn die Sonne scheint selten und steht zu tief.

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Eine Solaranlage auf dem Dach eines Hauses. (Symbolbild) - Keystone

In den Sommermonaten ist es umgekehrt: Nun liefern die PV-Anlagen ordentlich Strom, während die Stauseen unter niedrigen Wasserständen leiden.

Ein weiterer Vorteil: Wenn weniger Wasserkraft erforderlich ist, sind die Stauseen besser gefüllt. In Zeiten der Wasserknappheit durch den Klimawandel ist dies eine erfreuliche Entwicklung.

Verschiedene Standorte für PV-Anlagen

Ein Problem bei der Installation auf privaten Dächern ist die geringe Kapazität, Winterstrom zu erzeugen.

Auch bei optimalem Neigungswinkel steht die Sonne in den Wintermonaten meist zu tief, um nennenswerte Energie zu erzeugen. Dazu kommt häufiger Nebel in den dicht besiedelten Tälern und allgemein trübes Wetter ohne Sonnenlicht.

Hier punkten grossflächige Anlagen besser, vor allem sogenannte alpine PV-Anlagen in den Höhenlagen oberhalb der Nebelgrenze.

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Solarenergie kann günstiger als normaler Strom sein. - Depsitphotos

Allerdings haben diese ebenfalls Nachteile: So ist die Installation und Wartung in schwer erreichbaren Gebieten in den Alpen extrem teuer. Dazu sind diese Anlagen aufgrund ihrer optischen Wirkung in den Bergen umstritten.

Weitere Optionen für PV-Anlagen sind die Nutzung vorhandener Infrastruktur – etwa Bahndämme – und die sogenannte Agri-PV in der Landwirtschaft. Dabei können Solarmodule als Witterungsschutz auf Wiesen und Feldern installiert werden.

Fazit: Die Mischung macht’s

Mit einem Mix aus Wasserkraft und Solarenergie müssen für die weitere Entwicklung der Sonnenenergie voraussichtlich keine Freiflächen geopfert werden. Dafür gibt es schon jetzt genügend Alternativen in der Schweiz.

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Ein Kraftwerk erzeugt Wasserkraft. (Symbolbild) - keystone

Dazu kommt die rasante Entwicklung der Technologie: Fast jährlich werden neue Solarpaneele vorgestellt, die die Sonnenstrahlen noch effizienter umwandeln. Auch dies wird den Flächenbedarf in der Zukunft reduzieren.

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