Die Freizeit kann leicht zu Freizeitstress werden. Trauen Sie sich ruhig, öfter mal Nein zu sagen und die Füsse hochzulegen.
Freizeit
In der Freizeit müssen Sie nicht alles machen. Lernen Sie auch mal Nein zu sagen. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast jede fünfte Person in der Schweiz leidet unter Freizeitstress.
  • Problematisch sind die gefühlten Verpflichtungen gegenüber anderen.
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Freizeit bedeutet eigentlich freie Zeit im wahrsten Sinne des Wortes: Es ist die Zeit, die ausserhalb von Verpflichtungen wie Arbeit und Hausarbeit übrig bleibt. Auch der Schlaf wird in der Regel nicht zur Freizeit gezählt.

Lassen Sie sich gerne überzeugen?

Immer mehr freie Zeit, immer mehr Freizeitstress

Das Paradoxe dabei: Die Arbeitsbelastung hat seit Beginn der Industrialisierung ständig abgenommen. Zwei freie Tage am Wochenende sind heute selbstverständlich. Dazu steigt die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die Teilzeit arbeiten.

Laut dem Bundesamt für Statistik waren 2023 insgesamt 37,6 Prozent der Erwerbsfähigen in Teilzeit tätig. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt damit im Schnitt nur noch 31,2 Stunden.

Freizeit
Oft finden wir nicht die Ruhe um die Freizeit auch geniessen zu können. - Depositphotos

Damit bleibt immer Freizeit übrig. Doch statt diese wirklich zur Entspannung zu nutzen, empfinden immer mehr Menschen Freizeitstress.

19 Prozent der erwerbstätigen Schweizerinnen und Schweizer empfinden in ihrer Freizeit häufig oder fast immer Zeitstress. Das ergibt eine Umfrage des Gottlieb Duttweiler Instituts. Bei den Jüngeren ist der Freizeitstress deutlich stärker verbreitet als bei den Älteren.

FOMO – Fear Of Missing Out

Das Internet hat die Abkürzung FOMO für Fear Of Missing Out geprägt: Die Angst, etwas zu verpassen. Gerade heute, wo es in den sozialen Medien von spannenden und lustigen Aktivitäten nur so wimmelt, will niemand etwas verpassen.

Viele geben zu, Freizeitverabredungen nur aus Angst, etwas zu verpassen, eingegangen zu sein.

FOMO
FOMO ist die Angst, etwas verpassen zu können. - Depositphotos

Dazu kommt der soziale Druck. In einem Zeitalter, in dem Extrovertiertheit und Selbstvermarktung dominieren, will niemand als zu Hause sitzender Loser gelten. Dazu kommt die Furcht, andere mit einer Ablehnung zu vergrätzen. So wird der Terminkalender dann auch abends und am Wochenende prall gefüllt mit gemeinsamen Unternehmungen.

In der Freizeit: Einfach mal Nein sagen

Einer der grössten Fehler, die Sie machen können, ist Entschuldigungen zu finden. Keine Lust auf den Abend im megacoolen neuen Escape-Room oder die Klettertour am Wochenende? Schieben Sie keinen toten Opa vor, zu dessen Beerdigung Sie müssen: Schon bald würden Ihnen nämlich die Grosseltern ausgehen, die Sie beerdigen müssen.

Besser ist es, einfach ehrlich zu sein und Nein zu sagen. Wenn Ihnen das schwerfällt, können Sie immer noch eine vage Ausrede vorbringen: Man wolle den Schrank ausmisten oder die Steuererklärung machen. Vielleicht machen Sie das tatsächlich für ein, zwei Stunden. Später liegen Sie immer noch gemütlich auf der Couch, während Ihre Freunde den Berg hinauf keuchen.

Nein
Lernen Sie, auch einmal Nein zu sagen. - Depositphotos

Noch besser ist es jedoch einfach zu sagen, dass Sie Zeit für sich brauchen. Was Sie vorhaben, ist dabei Ihre eigene Sache. Den Anflug von FOMO, wenn Freunde dann Fotos von der tollen Bergtour auf Ihr Smartphone schicken, müssen Sie dann durchstehen.

Das Gleiche gilt übrigens auch, wenn Sie in Ihre Freizeit immer wieder um Hilfe gebeten werden. Sie waren schon drei Mal in diesem Jahr bei Mutti, weil der Drucker nicht funktionierte? Weisen Sie sie freundlich darauf hin und dass Sie diesen Sonntag für sich verplant haben. Erinnern Sie sie daran, dass Sie in drei Wochen auf jeden Fall wiederkommen.

Erkennen, was Sie wirklich wollen

Ein klares Nein kann viel bewirken: Vielleicht ermutigt man durch sein Beispiel andere, ebenfalls Nein zu sagen. So stellt sich heraus, dass eigentlich nur eine Person den Escape-Room besuchen wollte. In Zukunft wird Ihre Gruppe weniger Aktivitäten planen – und diese so auswählen, dass alle Lust darauf haben.

Freizeit
Lernen Sie, nicht immer dabei zu sein zu müssen, wenn Sie feiern oder ein Treffen haben. - Depositphotos

Vielleicht bleiben Sie auch die einzige Person, die sich nicht mehr an allen Aktivitäten beteiligt. Dafür werden Sie umso herzlicher begrüsst, wenn Sie sich dann doch einmal dazugesellen.

Oder Sie merken nach zwei-drei Wochenenden auf der Couch, dass Sie sich langweilen und Ihnen etwas fehlt. Dann werden Sie die nächsten gemeinsamen Aktionen umso mehr geniessen und nicht mehr als Freizeitstress empfinden.

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