Finanzen Bern: Was bedeuten Zinswende und Inflation?

Das Wichtigste in Kürze
- Die Inflationsrate in der Schweiz ist vergleichsweise moderat.
- Dennoch wirkt sich die Teuerung auf die hiesigen Zinsen aus.
- Was die SNB für den Wirtschaftsausgleich macht, erfahren Sie hier.
In den letzten Jahren war die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern weniger von stark ansteigender Inflation betroffen. Selbst als der Krieg in der Ukraine die Preise für Energie und Lebensmittel europaweit in die Höhe trieb, blieb die Teuerung hierzulande mit maximal 3,5 Prozent verhältnismässig moderat.
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Ein seltenes Phänomen: fallende Preise
Gleichwohl versucht natürlich auch die Schweiz die vorherrschende Inflation zu minimieren – und zwar, indem die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen senkt.

Eine Rückkehr in den Negativzinsbereich scheint zwar momentan unwahrscheinlich – ausgeschlossen ist sie jedoch nicht, insbesondere wenn sich eine Deflation verfestigen sollte.
Was steckt dahinter – und was bedeutet es für die Finanzen?
Zwei Faktoren könnten hinter dieser Entwicklung stehen: Erstens sind die Erdölpreise gefallen, was Benzin und Heizöl günstiger macht. Zweitens hat sich der Franken durch Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten weiter aufgewertet.
Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das zunächst Erleichterung – Importwaren werden günstiger. Doch für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ist ein starker Franken eine Belastung, die sich auch auf Jobs in Bern auswirken könnte.
Wenn günstiger nicht besser ist
Sinkende Preise klingen verlockend, bringen aber auch Risiken mit sich. Viele Menschen neigen dazu, grössere Anschaffungen aufzuschieben – in der Hoffnung, dass es bald noch günstiger wird.
Das kann den Konsum bremsen, Umsätze schmälern und letztlich Arbeitsplätze gefährden. Die Schweiz ist zwar wirtschaftlich stabil, aber eine anhaltende Deflation könnte auch hier die Konjunktur belasten.

Wer Schulden hat, etwa eine Hypothek, spürt dazu eine weitere Nebenwirkung: Wenn Preise und Einkommen sinken, wird die Rückzahlung teurer – obwohl die Raten gleich bleiben. Die SNB dürfte daher genau beobachten, wie sich die Lage entwickelt, bevor sie erneut geldpolitisch eingreift.
Vermögen in Zeiten von Teuerung und Preisverfall
Für Sparerinnen und Sparer kann Deflation durchaus von Vorteil sein. Wenn Preise sinken, steigt die Kaufkraft des angesparten Geldes. Umgekehrt gilt: Bei hoher Inflation verliert Erspartes an Wert.

Eine Sorge, die vor allem jene trifft, die wenig finanziellen Puffer haben. Höhere Löhne können das auffangen, doch sie führen häufig zu Preissteigerungen – ein Kreislauf, den viele Notenbanken bremsen wollen.
Zinsentscheidungen mit weitreichenden Folgen
Die SNB steht vor einem Drahtseilakt. Sie steuert Inflation und Deflation vor allem über den Leitzins, muss dabei aber auch den Wechselkurs und die globale Wirtschaft im Blick behalten.

Höhere Zinsen verteuern Kredite, was etwa für Immobilienkäuferinnen und -käufer zur Herausforderung wird. Andererseits könnte eine Zinssenkung Immobilien wieder günstiger machen. Gleichzeitig aber auch die Nachfrage anheizen und so die Preise erneut steigen lassen.