Vom schlechten Tag im Job in den ÖV, zum Ukraine-Krieg, der Inflation und Toten auf dem Mittelmeer mit einem Touch: Vorsicht, Sie sind Doomscrolling-Kandidat.
Doomscrolling Smartphone negative Nachrichten
Eine Kennzeichnung von Schlagzeilen als «KI-generiert» reduziert laut Studie die wahrgenommene Genauigkeit der Schlagzeilen. (Symbolbild) - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • «Doomscrolling» bezeichnet das exzessive Konsumieren schlechter Nachrichten im Web.
  • Die Flut negativer Informationen kann uns überfordern, krank bis gefühlstaub machen.
  • Nau.ch gibt Tipps für ein gesundes und gesund informiertes Leben.
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Erinnern Sie sich an den letzten, wirklich schönen Tag, an dem Sie vielleicht Freunde zum Grillen eingeladen hatten oder draussen unterwegs waren, im Wald und in den Bergen, das Zusammensein genossen, die Sonne auf Ihrer Haut und überhaupt – das Leben?

An diesem Tag, haben Sie da Newsfeeds interessiert? Instagram anderer? Tweets mit Selfies von Menschen, die Sie gar nicht kennen?

Und nun andersrum gedacht: An jenem Tag, als es im Job blöd lief. Sie erschöpft von Aufgaben und Sorgen der Woche waren. Sich einsam fühlten. Die Psychologin Ihren Termin absagte. Na?

Genau: An solchen Tagen ist uns das Smartphone näher als sonst. Geht es uns selber schlecht, scheinen wir besonders auf (noch) schlechtere Nachrichten anzuspringen. Ukraine-Krieg, Hitzetote, Krebserkrankungen, Kostenexplosion, Klimawandel, Inflation ... Social Media eröffnet uns die Welt, Katastrophen inklusive.

Wer frustiert ist, liest eher schlechte Nachrichten

«Doomscrolling» nennt man das: das exzessive Konsumieren negativer Nachrichten im Web. Eine Kombi aus, sagen wir, dem «Jüngsten Gericht» («Doom») und «Scrolling» – was Sie vermutlich genau jetzt an Ihrem Smartphone machen, während Sie diesen Artikel lesen.

Das Phänomen des «Doomscrolling»-Verhaltens wird gerne mit dem Instinkt des «menschlichen Überlebens» erklärt – man liest schlechte Nachrichten, um zu wissen, wovor man sich schützen muss.

Am Smartphone – scrolling – macht sich die Technik diese menschliche Neigung zunutze. Algorithmen, Timeline und Infinite Scrolling ziehen den User immer tiefer in den Teufelskreis des negativen Schlagzeilensogs hinein.

Doch – keine Überraschung: «Doomscrolling» (das fast ein bisschen nach «Dumm-Scrolling» klingt, finden Sie nicht?) macht krank. Symptome reichen von Angst über betäubende Gleichgültigkeit bis schlicht zu Hoffnungslosigkeit.

Das echte Leben berühren

Nun nehmen wir das Weltgeschehen im Allgemeinen über die Nachrichten auf. Es geht also nicht darum, sich völlig davon abzukoppeln – sondern vielmehr einen gesunden Umgang damit zu finden. Schlechte Nachrichten müssen verarbeitet werden. Und mehr als «positiv» denken, ist die adäquate Antwort: «transformativ» denken und am besten dann auch handeln.

scrollen negative News Gefahr
Wer mit der besten Freundin scrollt, läuft weniger Gefahr, sich in negativen Newsfeeds zu verlieren. - Pexels

Was tun, wenn man betroffen ist? Ganz konkret: Nutzen Sie Soziale Medien gezielt, und nicht aus Langeweile. Triggern Sie bestimmte Wörter, dann installieren Sie Apps, die Ihnen beim Sortieren der News helfen und vermeiden, was Sie garantiert (wieder) runterzieht.

Denken Sie nach, was Sie suchen, und finden Sie Nachrichtenportale, die sich nicht am Elend der Welt erbauen, sondern von Veränderung, kreativen Projekten, Hoffnungszeichen erzählen.

Und nicht zuletzt: Finden Sie Menschen zum Zuhören, Reden und – ja auch das – Berühren. Setzten Sie auf Lebendigkeit statt Touchscreen, selbst wenn es das Haustier ist. Es ist macht uns glücklich – und darin liegt die Kraft, die Welt mit zu gestalten. Wenn per Scrolling, dann wenigstens mit «Wisdom (Weisheit)-Scrolling»!

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